10476862_40Erstaunliche Ergebnisse: Gymnasiasten nutzen für Facharbeiten erstmals geografisches Informationssystem Die Zeiten schriftlicher Facharbeiten scheinen vorbei - zumindest am Hildegard-von-Bingen-Gymnasium in Twistringen. Dort erfassten die Schüler jetzt erstmals ihre Ausarbeitungen mit einem geografischen Informationssystem (GIS). Sie gestalteten Plakate und animierte Präsentationen. Die Ergebnisse der Arbeiten waren auch überraschend: So stehen in Twistringen beispielsweise rund 20 Jahrhunderte alte Bäume und eine Umgehungsstraße würde zu mehr CO2-Emissionen führen. nicht mit Facebook verbundennicht mit Twitter verbundennicht mit Google+ verbundenEinstellungen Von Julia Soostmeyer Twistringen. Mit GIS können Daten erfasst, bearbeitet, organisiert und analysiert werden. Zudem können damit Präsentationen erstellt werden. "Es sind komplexe Systeme", gibt Andreas Husicka, Lehrer am Hildegard-von-Bingen-Gymnasium zu, dennoch seien Experten der Meinung, dass diese Software eine Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts sei. Und so sollten auch seine Schüler im Seminarfach Mensch und Umwelt lernen, damit umzugehen. Das taten sie auch, offensichtlich erfolgreich, denn jetzt wurden zehn Facharbeiten vorgestellt. Dazu eingeladen waren Kooperationspartner, die den Schülern während des Anfertigens ihrer Facharbeiten zu Seite standen. Beispielsweise Vertreter der Stadt Twistringen oder des Naturschutzbundes (Nabu). Und auch Hanna Wege und Marcus Hoffmann vom Waldpädagogikzentrum Hahnhorst sowie Friedrich Steinke von der Christopherus-Schule in Elze schauten vorbei. Im elften Jahrgang fertigten die Schüler ihre Arbeiten an, die Präsentation folgte jetzt in Klasse zwölf. Sechs Wochen hatten sie zur Bearbeitung ihrer Themen Zeit. Das ist nicht lange, vergleicht man das mit den Fristen anderer Schulen. Aber: "Im Mittelpunkt stand der Umgang mit GIS und das methodische Arbeiten", erklärt Husicka. ]uana Klosa hat sich mit alten Bäumen in und um Twistringen beschäftigt. Ergebnis: ein Baumkataster, das sie selbst erstellt hat. Ein solches gab es bei der Stadt Twistringen noch nicht - jetzt schon. "Für mich war die Arbeit sehr interessant und hat Spaß gemacht", sagt Juana, die viel Zeit an ihren Wochenenden für die Arbeit geopfert hat. Am schönsten für sie waren aber der Kontakt mit den Menschen und die Geschichten, die sie ihr erzählten. Ulrike Ehlers von der Agenda-Gruppe hatte ihr geholfen. Nun profitiert auch sie davon - mit der Bestandsanalyse. Juana wurde mit der Schulnote Zwei belohnt. Mit Twistringens Verkehrssituation dagegen hatten sich Christoph Geitner und Robert Schütte beschäftigt. In ihrer Präsentation haben sie die Verkehrssituation in Twistringen mit und ohne Ortsumgehung dargestellt. Auf einem Stadtplan bewegen sich Punkte. "Die stellen die Fahrzeuge dar", erklärt Christoph. Zudem sind Informationen über den CO2-Ausstoß angeführt. Je nach Verkehrsaufkommen ändern sich die Werte. Ihr Ergebnis: Eine Ortsumgehung würde zu einem höheren CO2-Ausstoß führen. "Das hat uns sehr überrascht", erzählt Christoph, der sich aber zur Verkehrberuhigung trotzdem eine Umgehungsstraße wünscht. "Mit Baumanpflanzungen könnte man den Ausstoß kompensieren", lautet sein Lösungsvorschlag. Auch er und Robert haben an ihrer Arbeit länger als sechs Wochen getüftelt. Doch es hat sich gelohnt. Ihre Note: eine glatte Eins. Die Schüler begrüßten diese etwas andere Art der Facharbeit, denn es sei praktischer gewesen. Torben Böhmcke zum Beispiel ist gar kein begeisterter Schreiber, wie er zugibt. Er hat sich mit der Umweltfreundlichkeit des Schulhofes des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums auseinandergesetzt. Sein Fazit: "Das war mal was anderes. Es ist viel besser, als nur zu schreiben." Dem schließt sich auch Philip Borchers an. Er und Tobias Kramer haben sich die Windkraftanlagen in und um Twistringen vorgenommen. "Das war eine sehr spezielle Facharbeit mit weniger Text und die Quellenangaben mussten nicht so streng eingehalten werden, das fand ich gut", lautet Philips Fazit. Schulleiter Martin Lütjen zeigt sich sehr angetan. "Zugegeben, ich kenne mich nicht so gut aus mit den wissenschaftlichen Themen. Von der Idee mit GIS zu arbeiten war ich aber begeistert und die Ergebnisse überraschen auch mich." Ihn hätten die Möglichkeiten der Software beeindruckt.