Am 27.01.2020 gab es am Tag der Befreiung des Konzentrationslagers in Ausschwitz-Birkenau vor 75 Jahren einen besonderen Gedenktag am Hildegard-von-Bingen Gymnasium. Im Rahmen der Aktion “Zusammen gegen Antisemitismus” kam die gesamte Schulgemeinschaft im Forum der Schule zusammen.
Zu Beginn des Impulses verdeutlichte der Schulleiter Peter Schwarze, dass sich der Schulträger, die Schulstiftung im Bistum Osnabrück mit 21 Schulen und rund 13.000 Schülerinnen und Schülern im Nordwesten der Bundesrepublik Deutschland, nicht erst seit dem Synagogen-Anschlag von Halle um den interreligiösen Dialog und die Prävention gegen Antisemitismus bemüht. Aber dieses Verbrechen im Herbst letzten Jahres und die zunehmende Judenfeindlichkeit ist Anlass genug, die Bemühungen auch an der hiesigen Schule zu intensivieren. Zudem verwies er auf das Leitthema des letzten Schuljahres „Wir setzen uns aktiv für die Meinungsfreiheit und gegen alle Arten von Diskriminierung und Extremismus ein“, was in der Auszeichnung zur „Schule ohne Rassismus“ mündete.
Die Bedeutung des schwierigen Themas wurde anhand von zwei abwechslungsreichen Kurzvideos gezeigt, die einerseits das Thema auch für die jüngsten Schüler und Schülerinnen greifbar machten, andererseits einen Einblick in die Alltagserfahrungen mit Antisemitismus von jungen Juden in Deutschland gaben.
Frau Röhrig-Kraft, als Fachobfrau für die Fächer Religion und Werte und Normen, stellte überdies mithilfe eines mittelalterlichen Bildes von Hildegard von Bingen deren Visionen zum Judentum dar. Hildegard von Bingen macht mit ihrer Vision ihre große Wertschätzung des Judentums deutlich, was sich auch darin zeigt, dass sie sich auch mit Juden zu theologischen Diskussionen in ihrem Kloster getroffen hat. Außerdem hat sie die Judenverfolgungen, die in dieser Zeit mit den Kreuzzügen einhergingen (mit der Begründung, dass Jesus von den Juden getötet worden sei) als verwerflich angesehen. Es zeigt sich also mal wieder, dass die Schule mit Hildegard von Bingen eine kluge, ihrer Zeit vorausschauende Frau als würdige Namenspatronin hat.
Der Anti-Rassismus-Beauftragte Herr Schulze bedankte sich bei den beteiligten Schülern und Lehrkräften, insbesondere der Fachbereiche Religion und Geschichte, die in einzelnen Jahrgangsstufen sich im Vorfeld mit der Thematik auseinandersetzten. Zum Einen wurden Plakate hergestellt, zum Anderen fertigte ein Kurs von Frau Jander Denkmäler für die Opfer des jüdischen Opfer des Nationalsozialismus an, die sehr gut gelangen und in nächster Zeit noch im Foyer des Gymnasiums zu bewundern sind. Jeder Einzelne der Schulgemeinschaft hatte am Ende der Veranstaltung die Möglichkeit durch das Tragen eines Davidsternes ein kleines Zeichen gegen den Antisemitismus zu setzen, das hoffentlich über den Schul-Impuls hinausstrahlen wird.
Auch bei dem abschließenden Gebet, das von Frau Röhrig-Kraft vorgetragen wurde, war eine konzentrierte Spannung und Aufmerksamkeit festzustellen, die dem Gedenk-Impuls absolut würdig war. In dem Friedens-Gebet heißt es u.a.: „[..] Dein Friede verlangt von uns mehr, als dass wir nichts gegeneinander haben. Er ist nicht tatenloses Zusehen wie sich Unrecht vermehrt. Du willst nicht, dass wir uns vor dem Bösen ducken, Friedfertigkeit mit Gleichgültigkeit verwechseln. Friede wird, wenn wir uns einsetzen für das Gute. [...]
In diesem Sinne bleibt die Hoffnung, dass die Schulgemeinschaft die Zeilen des Gebets auch im Alltag mit Leben füllen kann.