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Tutorin Nicola Diedrich mit den drei Französinnen (vorn) und ihren Gastschwestern. - Foto: Nölker

Drei Französinnen bleiben mehrere Monate zu Gast in Twistringen

Twistringen - Von Sabine Nölker. Premiere am Hildegard-von-Bingen-Gymnasium: Erstmalig sind dort drei Französinnen für mehrere Monate zu Gast. „Es ist schon etwas ganz Besonderes“, so Fachlehrerin und Tutorin Nicola Diedrich. „Und es ist auch für mich eine interessante Erfahrung.“ Für sie und ihre Kollegen sei der Austausch ein „Paradebeispiel für Deutsch-Französische Freundschaft“.

Tifenn Jardin ist 15 Jahre alt und kommt aus der Partnerstadt Bonnétable. Gemeinsam mit der 16-jährigen Léonie Raeckelboom aus einem Dorf bei Lille und der gleichaltrigen Emma Guittet aus Perpignan besucht sie das Gymnasium in Twistringen – Tifenn für ein einwöchiges Praktikum, die beiden anderen seit mehreren Monaten. „Es ist einfach klasse hier“, sind sich die drei jungen Damen einig.

Neben dem Schwimmpark sind sie ganz verliebt in ihre neue Schule. Die Schule sei toll ausgestattet, die Lehrkräfte nett, und vor allem „ist der Unterricht hier so kurz“. In Frankreich müssen sie von morgens 8 Uhr bis abends 18 Uhr die Schulbank drücken und im Anschluss noch Hausaufgaben machen und für Klausuren lernen.

„Schule ist hier wie Ferien“, sagt Tifenn. Gastschwester Liv Rasche sieht das zwar anders, lächelt aber auch. Die beiden Mädchen haben sich während eines Schüleraustauschs im vergangenen Jahr kennengelernt. Und auch wenn sie nicht gemeinsam in eine Klasse gehen, stimmt die Chemie zwischen ihnen. Die Bonnétablerin ist ein alter Hase, was Besuche in Deutschland betrifft. Bereits zwei Schüleraustausche, ein zweiwöchiges Praktikum im Twistringer Gymnasium sowie zahlreiche Urlaubsbesuche belegen, dass sie sich hier wohlfühlt. „Ich liebe die Menschen hier und die Kultur.“

Wie ihre zwei Landsfrauen hat Tifenn sich in ihrer Heimat für ein „Abi-Bac“ entschieden. Zehn Stunden Deutschunterricht sowie Abiturprüfungen deutschsprachig in Geschichte, Literatur und Deutsch beinhaltet dieses besondere Abitur. Während Tifenn in ihrer Heimat die Schule besucht, leben Emma und Léonie in einem Internat.

Emma ist seit dem 24. Februar Gast bei der Familie von Sophie Drees in Twistringen und genießt das Familienleben. Sie möchte später einmal Simultandolmetscherin werden. „Ich finde es schön hier, treffe mich mit meinen neuen Freunden, fahre viel Fahrrad und lese gerne.“ Am Wochenende sei sie bereits des Öfteren nach Hamburg gefahren. In den Sommerferien stehen London und Berlin auf dem Programm.

Erst am 25. August geht es für Emma zurück ins Internat. Kurz darauf kann sie dort ihre Gastschwester Sophie begrüßen, die im September anreist und sechs Monate bleibt. „Entweder, es läuft, oder es geht in die Hose“, blickt die 15-jährige ihrem Austausch entgegen. „Ein Internat ist schon etwas anderes, als in der Familie zu leben.“

Annika Zimmer aus Heiligenloh hat Léonie zu Gast. Ermöglicht habe dies ein spezielles Programm der Landesschulbehörde – wie bei den beiden anderen Mädchen auch. Léonie erzählt, dass in Frankreich sieben verschiedene Fächer am Tag unterrichtet werden. „Aber kein Musik, Kunst oder Politik.“ Obwohl sie bereits mehrmals in Deutschland war, falle es ihr nicht leicht, Deutsch zu lernen. „Aber hier wird es immer besser.“ Auch Léonie ist wie Tifenn seit April vor Ort und reist im Juli zurück. Sie höre gerne Musik, „und zwar sehr laut“.

Bei der Frage, was ihnen ganz besonders in Erinnerung bleiben wird, sind sich alle einig: „Der Chaostag mit Abistreich, so etwas gibt es bei uns nicht.“ „Ich nehme viele schöne Momente mit“, erklärt Emma. Und Léonie wird sich ihr Leben lang an ihren 16. Geburtstag erinnern, an dem sie von ihren Freunden und Klassenkameraden Mehl über den Kopf gestreut bekommen hat. „Es ist hier so toll! Alles macht Spaß und ich werde diese Monate hier nie vergessen.“