20240928

Film ab: Heinz Meyer (l., ehrenamtlicher Filmtheater-Helfer) und Ludger Hamm (Jahrgangskoordinator am Gymnasium Twistringen) freuen sich über die Zusammenarbeit. Gregor Hühne

Twistringen – Rund 30 Kinovorstellungen hat das Twistringer Filmtheater in diesem Jahr in Kooperation mit Schulens und anderen Einrichtungen auf die Leinwand gebracht. Olaf Beuermann ist Vorsitzender des gemeinnützigen und von Ehrenamtlern getragenen Vereins. Die Zusammenarbeit werde in diesem Jahr so gut angenommen wie nie zuvor.

An diesem Tag sind 10. und 13. Klassen des Gymnasiums im Rahmen des Geschichtsunterrichts zu Besuch im Kino an der Hauptstraße. Sie schauen sich den Film „Führer und Verführer“ an. Immer wieder zeige der Filmverein pädagogische, sozialkritische oder historische Werke, berichtet Beuermann. Ein Beispiel ist der „Hinterjunge Quex“.

Der Film aus dem Jahr 1933 ist eines der ersten Propaganda-Werke der Nationalsozialisten und in Deutschland indiziert, also grundsätzlich verboten, ihn öffentlich zu zeigen. Schulen erhalten jedoch Ausnahmegenehmigungen, um die geschichtliche Nazi-Verklärung mit Begleitung von Referenten in einem wissenschaftlichen Kontext zu thematisieren.

Die Kooperation mit Schulen startete zaghaft erst vor rund zwei Jahren, so Beuermann, nun jedoch lebe sie so richtig auf. Als das Filmtheater das Kino übernahm, gab es noch Bedenken, ob sich das Vereinskonzept trägt. „Wir hatten mit 3 500 Besuchern pro Jahr gerechnet, um zu überleben“, so Beuermann. 7 500 Besucher seien es im ersten Jahr gewesen, in diesem könnten es rund 12 000 Besucher werden, freut sich der Vorsitzende.

178 Mitglieder zählt der Verein, darunter unterstützen rund 30 aktiv bei den Filmvorführungen. Einer von ihnen ist Heinz Meyer. Wichtig sei die Verbindlichkeit bei den Ehrenamtlichen, sagt er. Sonst könnten die Vorführungen nicht verlässlich stattfinden. „Wir wollen die Jugendlichen unterstützen“, erklärt Meyer seine Mitmach-Motivation. Außerdem seien die unterschiedlichsten Twistringer in dem Verein engagiert, es sei eine familiäre Gemeinschaft in der Stadt.

Auch Ludger Hamm, Koordinator am Gymnasium und ebenfalls Mitglied im Filmtheater, freut sich über dieses Angebot in der Stadt. „Für uns als Schule ist das Kino ein außerschulischer Lernort“, sagt er. Als „Schule im Ort“ suchten sie stets Kontakte und Kooperationen, um den Kindern Kultur näherzubringen. Das Filmtheater sei da ein Glücksfall für alle. „Kino hat einen Wert für die Leute vor Ort“, ist Hamm überzeugt, der auch die Schnittstelle zu den Schulen darstellt. Vor Gründung des Filmtheater-Vereins habe es keine solche Kooperation in der Stadt gegeben.

Angenommen würden die Angebote des Filmtheaters auch aus dem Umland. So kämen Besuchergruppen von der Lukas-Schule aus Bassum oder einem Kindergarten aus Harpstedt, berichtet Beuermann.

Ein besonderes Ereignis im Veranstaltungskalender stellten die Schulwochen im Frühjahr dar. Gesponsort vom Niedersächsischen Kultusministerium standen rund 120 Filme zur Auswahl. 897 Schüler kamen in den eineinhalb Wochen, um einen gesponsorten Film im Twistringer Kino zu schauen. Erste Anfragen für 2025 lägen bereits vor.

Dem Verein gehe es derweil nicht um die Gewinnerzielung: „Am Kinoticket verdienen wir nichts“, so Beuermann. Solche Veranstaltungen seien in erster Linie Werbung für das Filmtheater, um den jungen Menschen das Kino bekannt zu machen.

Filmaufnahmen sind im Saal streng verboten

Beim Thema Leinwand verweist Beuermann auf strikte Vorgaben der Kinofilmverleiher. So seien Ton- und Bildaufnahmen streng verboten, was die Betreiber umsetzen müssten. Macht beispielsweise ein Gast ein Foto einer Filmszene, müsse vertraglich die Polizei gerufen werden. Anhand eines für das menschliche Auge unsichtbaren Codes in jedem Szenenbild von Kinofilmen könnten die Filmverleiher die genaue Filmdatei ermitteln und im Worst-Case horrende Strafzahlungen durchsetzen.

Beuermann jedoch legt den Fokus auf das Positive: So wird seit dem Bundesstart am 22. September der bei Kindern beliebte Blockbuster „Die Schule der magischen Tiere“ im Kino gezeigt. „Das machen wir normalerweise nicht“, sagt Beuermann. Das habe vor allem mit den Vorgaben der Filmverleiher zu tun. Nun nämlich dürfe über mehrere Wochen nur dieser eine Film in dem Kino gezeigt werden.