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Highlight im Herbst: Matilda Schütte (links) und Catelyn Zimmermann debütierten im Oktober zusammen für die deutsche U 15. [Anmerkung der Schule: Matilda Schütte und Lucy Meyer (rechts) sind Schülerinnen im Jg 8] 

Matilda Schütte unterwegs mit der deutschen U15 / Zimmermann muss absagen

Twistringen/Steinfeld – Anruf bei Artur Zimmermann. Es geht ausnahmsweise mal nicht um die Landesliga-Fußballer des TSV Wetschen, die der 40-Jährige seit Sommer sehr erfolgreich trainiert. Sondern um seine Tochter Catelyn. Die 14-Jährige ist seit Oktober deutsche Nationalspielerin! „Wir sind gerade beim Fußball, sie steht direkt neben mir“, sagt Zimmermann. Wie praktisch. Die Zwei schauen sich in Bremen das Training von Sohn und Bruder Lionel (10) und dann das Spiel von Werders U15-Juniorinnen gegen Vahr Blockdiek an. Dort sehen sie Matilda Schütte herumwirbeln. Auch 14, auch Nationalspielerin.

Wie die Steinfelderin Zimmermann hat die Twistringerin (die Familie lebt im Ortsteil Scharrendorf) in Polen für die deutsche U15 debütiert. Ein absolutes Highlight – aber die nächsten folgten sogleich. Am Wochenende holten sie (gemeinsam mit Schüttes Twistringer Teamkollegin Lucie Meyer) in Barsinghausen den norddeutschen Länderpokal der U 16 für die niedersächsische Juniorinnen-Auswahl. Drei Spiele, drei Zu-null-Siege – gegen Hamburg (1:0), Schleswig-Holstein (4:0) und Bremen (1:0). Am Freitag reiste das junge DFB-Team zum so genannten Uefa-Entwicklungsturnier nach Lissabon.

Mit den beiden Talenten aus der Region – so war es zumindest geplant. Doch dann erwischte Zimmermann eine Grippe. Schweren Herzens musste sie den zehntägigen Länderspieltrip absagen. „Natürlich ist sie sehr, sehr enttäuscht“, berichtete ihr Vater.

So fuhr Matilda Schütte alleine los. Von ihren Eltern wurde sie am Mittwoch zum Osnabrücker Bahnhof gebracht. Von dort ging es per Zug nach Frankfurt. Im dortigen DFB-Campus waren zwei Trainingstage bei Chefcoach Bettina Wiegmann angesetzt. Auf dem Nebenplatz bereitete sich die A-Nationalmannschaft der Männer auf die Aufgaben in der Nations League vor. Die Stars posierten hinterher sogar mit den Nachwuchsspielerinnen für Fotos. Schütte ergatterte ein Selfie mit Kapitän Joshua Kimmich vom FC Bayern.

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Highlight in Frankfurt: Matilda Schütte traf DFB-Kapitän Joshua Kimmich und machte mit ihm ein Selfie. Foto: Schütte

Am Freitag machte sich der Tross dann auf nach Portugal. Beim Turnier stehen Spiele gegen Spanien (16. November), Portugal (18. November) und Belgien (21. November) auf dem Programm.

Matilda Schüttes Eltern Sabine und Claas reisen nach und fiebern vor Ort mit. Zimmermanns sind diesmal nicht dabei, sonst aber auch immer. Wie am 17. Oktober, als Schütte und Zimmermann im polnischen Rzepin zum ersten Mal für Deutschland spielten (2:2) – beide in der Startelf. Schütte mit der 6, Zimmermann mit der 7 auf dem Rücken. „Ich konnte das erst gar nicht glauben. Da ist einer meiner Träume in Erfüllung gegangen“, sagte Schütte und fügte an: „Ich habe erst nach dem Spiel so richtig realisiert, was passiert ist.“ Zimmermann erging es ähnlich. Auch sie sprach von einem wahr gewordenen Traum – an der Seite einer langjährigen Teamkollegin.

Die beiden Gymnasiastinnen (Schütte in Twistringen, Zimmermann in Damme) kennen sich seit Jahren aus den niedersächsischen Landesauswahlen, haben bei Lehrgängen auch schon mal das Zimmer geteilt. „Wir verstehen uns auch abseits des Platzes sehr gut“, betonte Schütte.

Auf dem Feld haben beide beim DFB ihre festen Positionen, die anders sind als im Verein. Schütte spielt in ihrem Heimatclub in Twistringen auf der Zehn (wie früher ihr Vater Claas). Seit Sommer läuft sie dank des Zweitspielrechts zusätzlich (etwa zehn Spiele pro Saison plus einmal wöchentlich Training) für die U 15 von Werder Bremen auf – genau wie ihre gute Freundin Lucie Meyer vom SV Marhorst. Im Bremer Nachwuchsteam ist Schütte etwas defensiver unterwegs: „Auf der Sechs oder der Acht, wie in der Nationalmannschaft.“

Zimmermann absolviert gerade ihre zweite Saison beim SV Meppen – satte 80 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt. Das Juniorinnen-Team tritt ausschließlich gegen Jungs-Mannschaften an. Auch sie liebt die Position im zentralen, offensiven Mittelfeld, ist in den Auswahlteams (auch beim DFB) mittlerweile jedoch auf die rechte Außenbahn gewandert. Genau wie früher ihr Vater Artur, der einst zwei Zweitliga-Spiele für den VfL Osnabrück bestritt und erzählte: „Ich wollte immer auf die Zehn. Aber einer meiner damaligen Trainer hat mir nach kurzer Zeit gesagt: ,Du bist schnell, du musst auf die Außen‘.“ Später tauchte er dann meistens im defensiven Mittelfeld auf.

Seine Tochter Catelyn und Matilda Schütte, die zwei Top-Talente, ordnen ihrem Lieblingssport gerade ziemlich viel unter. Schütte trainiert montags im DFB-Stützpunkt in Sulingen bei Maarten Schops, dienstags und donnerstags in Twistringen und freitags in Bremen. „Werder wünscht sich, dass die Spielerinnen viermal pro Woche trainieren“, erklärte Sabine Schütte. Bei Zimmermann kommt zu den zwei Einheiten in Meppen noch eine dritte im Stützpunkt. Plus natürlich bei beiden die Spiele am Wochenende. Da bleibt wenig Zeit für andere Hobbys. Schütte hat mal Klavier gespielt, fokussiert sich nun aber voll auf Fußball. Zimmermann läuft, wenn mal gerade kein Fußball ist, noch als Handballerin für den SV Falke Steinfeld auf.

Aber auch bei ihr ist der Fußball die klare Nummer eins. „Ich wünsche mir mehr Spiele in der U 15 und möchte irgendwann auch gerne A-Nationalspielerin werden“, sagt Zimmermann. Schütte, deren Bruder Jan Luca (17) ebenfalls bei der JSG Twistringen spielt, ergänzt noch das Fernziel Frauen-Bundesliga: „Das würde ich sehr gerne schaffen.“ Die Chancen stehen – bei beiden – sicher nicht schlecht.