Gruppenfoto mit Bischof: Zuvor nahm sich Dr. Dominicus Meier die Zeit, um in Ruhe mit den Schülern zu plaudern. © Sabine Nölker
Bischof Dominicus Meier diskutiert mit Twistringer Schülern
Twistringen – Einen Bischof zum Anfassen haben rund 20 Schülerinnen und Schüler des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums am Mittwoch in Twistringen kennengelernt. Der Osnabrücker Bischof Dr. Dominicus Meier war zu Gast.
Im Rahmen seiner Visitation an dem Konkordatsgymnasium nutzte Bischof Meier die Zeit, um neben der Schulleitung auch das Kollegium und das Schulgebäude kennenzulernen sowie die Fragen der Mädchen und Jungen zu beantworten. Offen, ehrlich und vor allem sympathisch sprach er über Persönliches sowie über gesellschaftliche Themen und die aktuelle kirchliche Situation.
Wir als Kirche müssen einiges tun.
Bischof Dominicus Meier
Zunächst bat die Leiterin der Religionsfachgruppe sowie der Schulpastoral, Bianka Röhrig-Kraft, den Bischof um die Segnung der neuen Schulkerze. Danach stellten sich die Schülerinnen und Schüler dem Benediktinermönch und Bischof namentlich vor, erzählten, welcher Religion sie angehören und was sie besonders am Religionsunterricht ihrer Schule gut finden. Dabei stellte sich schnell heraus, dass nicht nur die Gestaltung der Gottesdienste und der Meditationsraum zu den Favoriten zählen, sondern die religiöse Vielfalt, die im Unterricht vermittelt wird. „An unserer Schule ist Religionsunterricht inklusiv“, sagte eine Schülerin. „Nicht nur unserer eigener Glaube wird gelebt, sondern wir lernen auch andere Glaubensrichtungen kennen“, lobte Linus. Chancengleichheit und Vielfalt wurden ebenso lobend hervorgehoben.
Bischof Meier lobte seinerseits das Gymnasium. „Ich beneide euch um eure Schule und die Räumlichkeiten.“ Das ging für Schulleiter Peter Schwarze alles „runter wie Butter“. Er sei nun umso motivierter, auch in Zukunft in diesem Rahmen weiterzuarbeiten.
Dann ging es an die persönlichen Fragen. „Gab es Zeiten, in denen Sie an Ihrem Glauben gezweifelt haben?“, wollte Jonas wissen. „Wenn ich ,nie´ sagen würde, würde ich lügen. Es ist immer ein Auf und Ab mit dem Glauben“, antwortete der Bischof ehrlich. Ebenso kam die Frage auf, warum er sich als Bischof beworben habe. „Ich wollte gar nicht Bischof werden. Das hat der Papst in Rom so entschieden.“ Er selber habe erst davon erfahren, als ihm vom Weihbischof die Frage gestellt wuorden sei: „Nimmst du die Wahl zum Bischof an?“ Dies sei für ihn völlig überraschend gekommen. „Wenn andere mir das zutrauen, dann mache ich das auch.“ So sei seine Antwort Ja gewesen.
Allerdings, so gab er später im Gespräch zu, sei er als Bischof auch oft einsam. Als Benediktinermönch habe er in einer großen Gemeinschaft mit 80 anderen Mönchen gelebt, in der man alles zusammen gemacht habe. „Nun bewohne ich alleine ein Haus mit 35 Zimmern.“ Das werde er jedoch ändern, da er sich „mehr Leben in der Bude“ wünsche. Deshalb öffne er nun sowohl Haus und Garten und lade sich Gäste ein.
Sein Ziel für seine Amtszeit? Die Menschen sollen spüren, dass Religion die Botschaft vom Leben ist. Er möchte Erlebnisorte wie Schulen, Kitas und die im Bistum Osnabrück so beliebten Zeltlager fördern, damit die Menschen dort positive Erfahrungen machen. Auf die Frage, was sein Lieblings-Vers in der Bibel ist, antwortete er: „Im Buch Genesis steht der Satz ‚Und Gott sah, dass es gut war!‘, den finde ich toll.“ Das sei, was er den Menschen vermitteln möchte. „In jedem Menschen gibt es das Gute. Wir müssen manchmal nur zu Schatzsuchern werden, um in jedem Menschen den guten Kern zu finden.“
Auch auf die Fragen zur gleichgeschlechtlichen Ehe und der Stellung der Frau in der katholischen Kirche kamen seine Antworten spontan. Deutschland sei ein demokratisches Land. Doch es gebe viele andere Länder, die nicht so denken, modern und weltoffen sind, und in denen diese Themen sehr brisant seien. Und dort lebten viel mehr Katholiken als hier. Für Deutschland sollte man zum einen schauen, welche Formen der Segnung von gleichgeschlechtliche Paaren möglich sind und beim Thema Frauen, diese bestmöglich zu fördern. „Im Bistum Osnabrück beträgt der Frauenanteil gut 50 Prozent.“ Er stärke die Teilhabe und wies darauf hin, dass im Bistum Osnabrück viele Frauen bereits Führungsrollen innehätten. Ob es bald eine Frau als Priesterin oder gar Bischöfin geben werde, darauf konnte er im Hinblick auf die vielen anderen konservativen Länder der Erde nur sagen: „Das wird Zeit brauchen.“
Auch das Thema Missbrauch in der Katholischen Kirche wurde angesprochen. „Wir als Kirche müssen einiges tun“, so seine Antwort. Er selber wolle die Aufklärung, habe aber als ehemaliger Richter am Familiengericht auch gesehen, dass dies ein gesellschaftliches Problem ist.