20170926

Auf dem Wahlpodium im Gymnasium (v.l.): Wiebke Wall (SPD), Heike Hannker (FDP), die Moderatoren Oliver Jacob und Karl Meyer, Elke Oelmann (Bündnisgrüne) und Marcel Scharrelmann (CDU).Im Forum des Twistringer Gymnasiums. Foto: Wilke

Twistringen - Von Theo Wilke. „FDP und Grüne könnten die Freigabe von Marihuana einbringen, dann würde die Bildung der Jamaika-Koalition auch Sinn machen“, gab die liberale Landtagskandidatin Heike Hannker aus Hüde einen Tipp aus dem Facebook zum Besten.

Der erntete großen Beifall im Forum des Twistringer Gymnasium. Ansonsten ging es gestern Nachmittag bei der Wahlpodium-Premiere mit allen Landtagsbewerbern im Wahlkreis 42 (Diepholz) eher nüchtern zu. Im Mittelpunkt standen Bildung, Inklusion, Integration und Breitbandausbau.

Im Forum saßen Zehnt- bis Zwölftklässler. Kurz stellten sich die Kandidaten vor, nachdem Schulleiter Peter Schwarze aus dem Leitbild des Hauses zitiert hatte: „Wir setzen uns aktiv für die Meinungsfreiheit und gegen alle Arten von Diskriminierung und Extremismus ein.“ Der Kandidat der Linken, Henry Rohde aus Twistringen, habe sich zu spät angemeldet und sei nicht mehr berücksichtigt worden, erklärte Schulleiter Schwarze.

Zwölftklässler Oliver Jacob und Twistringens Altbürgermeister Karl Meyer moderierten souverän. Auf die erste Frage, ob die Länder die Bildungshoheit an den Bund abgeben sollten, meinte die gebürtige Hamburgerin Wiebke Wall (SPD) aus Sulingen, sie wäre für das einheitliche Abitur. Wenn der Bund die Länder finanziell genügend ausstatte, dann ja. CDU-Bewerber Marcel Scharrelmann (34) aus Diepholz ist für den Wettbewerb zwischen den Ländern, aber für einen bundeseinheitlichen Rahmen. Es sollte aber nicht die ganze Verantwortung an den Bund abgetreten werden.

Dagegen betonte die Bündnisgrüne Elke Oelmann (52) aus Barnstorf, ihre Partei denke nicht daran, die Bildungshoheit abzugeben. Allerdings müsse das System geändert werden, damit mehr Geld in den Kommunen ankomme. Auf die Nachfrage, ob sie dabei ein Gerechtigkeitsproblem angesichts unterschiedlichen Systeme, siehe Abitur, in den Ländern habe, meinte Oelmann: „Ich sehe keine reale Chance, dieses Problem kurzfristig zu lösen.“

„Hängepartie“ für Schulsozialarbeit

Als „große Hängepartie“ bezeichnete Karl Meyer die Schulsozialarbeit mit befristeten Arbeitsverträgen. Darauf Scharrelmann: Dies werde die CDU ändern. Es müssten Festverträge her. Wiebke Wall sprach für die SPD, dass das Land bei den Ganztagsschulen nachgesteuert habe. Man werde genügend Geld in die Hand nehmen, um auch Grundschulen und Gymnasien zu berücksichtigen. Jedoch fehlten noch entsprechende Menschen für die Planstellen.

Sollte man die Gesamtschulen abschaffen? Das forderte Heike Hannker heraus: „Sie funktionieren gut.“ Die Gymnasien würden dagegen ausbluten, das Land lasse sie ein bisschen im Regen stehen. Die FDP wolle sie erhalten und sei auch für das Abitur erneut nach 13 Jahren. „Wir sehen den Druck bei euch Schülern“, so Unternehmerin Hannker. Auch Scharrelmann möchte den Schulfrieden wahren. Die CDU halte deshalb an allen Schulformen fest.

Elke Oelmann betonte, die rot-grüne Regierung wolle die Gymnasien nicht auflösen, sondern Gesamtschulen nur „als ersetzende Schule“ und Alternative anbieten.

Das Thema Inklusion beschäftigte das Podium länger. Die FDP setzt auf drei Säulen: Förderschulen erhalten, mehr Kooperationsklassen bilden und Inklusion in der Regelschule mit Einverständnis der Eltern.

„Wir wollen die Förderschulen behalten“

Wie es denn mit den Chancen für Asylbewerber und Flüchtlinge sei, fragte Oliver Jacob nach. Da sieht die SPD-Bewerberin Wall kein Problem. Aber diese müsse man wie Menschen mit körperlichem oder auch geistigem Handicap behandeln und längerfristig ihre Sprachkompetenz fördern, sagte die Sozialversicherungsangestellte aus Sulingen. Förderschullehrerin Elke Oelmann hielt für die Grünen fest, die Integration müsse bereits in der Kita beginnen. „Es ist toll, wie schnell junge Menschen die deutsche Sprache lernen und sich integrieren.“ Die Grünen wollen hier mehr investieren.

Christdemokrat Scharrelmann plädiert dagegen für eine Inklusionspause: „Wir wollen die Förderschulen behalten. Die Eltern sollen frei entscheiden können.“ Worauf Wiebke Wall erwiderte: „Bei der Inklusion eine Pause machen, geht gar nicht!“ Die Förderschulen laufen aus, wenn kein Bedarf mehr vorhanden sei, würden aber nicht aufgelöst. Digitalisierung und Smartboards

Noch ein Thema, das die Gymnasiasten sehr interessiert: Digitalisierung, Internet- und Breitbandausbau gerade im ländlichen Bereich. Die CDU, so Scharrelmann, werde jedes Jahr 200 Millionen Euro investieren. Niedersachen solle das Gigabit-Land werden. In den Landkreis würden 47 Millionen Euro fließen.

Die Liberale Hannker: „Die Schulen brauchen Smartboards.“ Die Gigabit seien im Übrigen kein Alleinstellungsmerkmal der CDU. Auf die Frage eines Schülers, wie lange man für den Breitbandausbau brauche, meinte Hannker für alle Kandidaten: Man hoffe, dass die Glasfaser bis 2025 bis zum letzten Bauernhof verbuddelt sein werde.