20180310

Schüler des Twistringer Gymnasiums proben Theaterstück über den Fall Gäfken

 TWISTRINGEN - Wie weit darf ein Staatsbeamter gehen, um von einem Kindesentführer den Aufenthaltsort des vermissten Jungen zu erfahren? Macht er sich schuldig, wenn er mit Schmerzen droht? Dieser Frage gingen 22 Schüler des aktuellen Abiturjahrgangs am Hildegard-von-Bingen-Gymnasium gemeinsam mit Fachlehrerin Meike Schröder im Seminarfach Theater nach. Das Resultat: Ein etwa 90-minütiges Theaterstück mit dem Namen „Schuld“, das am 14. und 15. März ab 19.30 Uhr in der Aula des Gymnasiums aufge- führt wird.

 

Die Proben laufen auf Hochtouren. Meike Schröder gibt noch hier und da Tipps zu Utensilien, die bis zur Aufführung besorgt werden müssen. Techniker Fabio Schütte stellt am Mischpult die Mikrofone und die Beleuchtung ein. Dann wird es still. Die Akteure betreten die Bühne und nehmen in dem dargestellten Gerichtssaal ihre Plätze ein. Luca Wiecher als Richter, Emilie Thelken als Staatsanwältin, Timon Müller als stellvertretender Polizeichef und Angeklagter, Linus Bavendiek als Markus Graf – so der Name des Entführers im Stück – und Sören Niemann als dessen Anwalt. Dustin Stripe spielt den Anwalt des stellvertretenden Polizeichefs. Alle anderen fungieren als Gerichtsdiener, Journalisten sowie Beisitzer und Zeugen.

Das Stück zeigt viele Argumente für und gegen eine Verurteilung des stellvertretenden Polizeichefs auf. Vielen Menschen in Deutschland ist der Name Magnus Gäfken sicher ins Gedächtnis gebrannt. Vor 15 Jahren entführte er den Bankierssohn Jakob von Metzler. Nach der missglückten Lösegeldübergabe schwieg er drei Tage über den Verbleib des Jungen. Erst als der stellvertretende Polizeichef Daschner ihm mit Gewalt droht, wird der Junge tot aufgefunden. Nach seinem Prozess, in dem er zu lebenslanger Haft verurteilt wird, beschwert sich Gäfken beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte über Daschner, da er das in Artikel drei beschriebene Folter- und Misshandlungsverbot verletzt habe und er nicht fair behandelt wurde.

Dieser Prozess wird in dem Theaterstück „Schuld“ nachgestellt. Geschrieben von Meike Schröder und ihren Schülern. Diese haben bereits jeder für sich eine Antwort auf die Frage, „schuldig oder nicht schuldig“ gefunden. Sie geben sie aber nicht preis. Das Publikum soll entscheiden, wie der Prozess endet. Dafür erhalten sie am Eingang eine Eintrittskarte, die als Stimmzettel dient. „In der zweiten Pause sollen die Anwesenden abstimmen“, erklärt Meike Schröder. Sie erhofft sich Diskussionen unter den Besuchern.

Der dritte Teil dreht sich um die Urteilsverkündung. „Heute sind Sie als Zuschauer gefordert, als Schöffen bei einem deutschen Gericht zu sein“, spricht Laura die Zuschauer an. „Sie vertreten heute unsere Demokratie... Sie entscheiden heute über das Schicksal eines Menschen...“, so ihre mahnenden Worte, die Sache ernst zu nehmen. Der Eintritt von fünf Euro kommt allen Schülern des Gymnasiums zugute.