20240812

Neue Lehrer: (v.l.) Phillipp Erdinc, Leonie Schmechtig, Peter Schwarze (Schulleiter), Sarah Breuer, Lena Kuhlmann und Sabrina Rauch. © Hildegard-von-Bingen-Gymnasium

Die Lehrerversorgung in Twistringen ist durchwachsen. Am Gymnasium liegt sie bei 100 Prozent, beim Schulzentrum hingegen bei 75 Prozent - dem niedrigsten Wert im Landkreis Diepholz. Verschiede Maßnahmen sollen für Abhilfe sorgen.

Twistringen – Unterrichtsausfall, Vertretungslehrer, Lehrkräftemangel: Wie bewerten die Schulen in Twistringen ihre Unterrichtsversorgung zu Beginn des neuen Schuljahrs? Mit dieser Frage konfrontierte die Kreiszeitung die Schulen in der Stadt. Das sind ihre Antworten.

„Wir haben eine vollständige Unterrichtsversorgung“, freut sich Schulleiter Peter Schwarze vom Hildegard-von-Bingen-Gymnasium. Das bedeutet, kein Unterricht müsse gekürzt werden. „Daneben haben wir Möglichkeiten, dass sämtliche Angebote des Ganztages stattfinden können“, so Schwarze. Die rund 20 Ganztagsangebote auf freiwilliger Basis umfassen beispielsweise Arbeitsgemeinschaften und Begabtenförderung, wirbt der Schulleiter.

Das Gymnasium Twistringen ist gut aufgestellt

„Wir sind grundsätzlich gut versorgt“, sagt Schwarze. Ein Grund dafür sei, dass das Gymnasium fünf neue Lehrkräfte zum neuen Schuljahr begrüßen kann. Phillipp Erdinc, Leonie Schmechtig, Sarah Breuer, Lena Kuhlmann und Sabrina Rauch verstärken das Kollegium. Das zählt nun 65 Kollegen. „Wir hatten letztes Jahr relativ viele junge Kollegen“, merkt Schwarze an. Einige von ihnen seien in Elternzeit gegangen und die Schule musste daher einige Ausfälle überbrücken.

Obwohl sich die Schulleitung bei der Anwerbung von Lehrkräften auf Erfolgskurs sieht, registriert die Schulleitung, so Schwarze, „dass der Markt für Lehrkräfte nicht überläuft und knapp bestückt ist“. Punkten könne das Gymnasium, das im August 20-jähriges Bestehen feiert, mit „einem tollen Schulgebäude, einem jungen Team und toller Ausstattung“.

Dennoch will sich Schwarze auf dem Erreichten nicht ausruhen: „Wir halten immer die Augen und Ohren offen. Wenn sich Kollegen für die Schule interessieren, können sie sich direkt bei uns melden.“

Schwierige Lehrersituation an der Haupt- und Realschule in Twistringen

Deutlich schwieriger zeichnet sich die Situation an der Haupt- und Realschule in Twistringen (Schulzentrum) ab. Laut der amtlichen Schulstatistik des niedersächsischen Kultusministeriums betrug die Unterrichtsversorgung dort laut den aktuellsten Zahlen zum Stichtag 31. August 2023 rund 75 Prozent. Das ist der schlechteste Wert für eine Schule im Landkreis Diepholz in Zuständigkeit des Kultusministeriums. Nur die Carl-Prüter-Schule (Oberschule) in Sulingen liegt laut den Amtszahlen im Landkreis mit rund 80 Prozent auf einem ähnlich schlechten Wert bei der Unterrichtsversorgung.

Für Fragen verweist Rektorin Olga Gaumann vom Twistringer Schulzentrum an den Schulträger, die Regionalen Landesämter für Schule und Bildung. „Ich darf nichts dazu sagen“, so Gaumann.

Mareike Wellmeier, stellvertretende Pressesprecherin der Regionalen Landesämter, berichtet, dass es nach dem Stichtag regelmäßig zu personellen Veränderungen in den Schulen komme – zum Beispiel durch Einstellung zusätzlicher Lehrer, Abordnungen oder freiwillige Arbeitszeiterhöhungen. „Jede Schule in Niedersachsen hat im Rahmen ihrer Eigenverantwortlichkeit ein schulinternes Vertretungskonzept, mit dem kurzfristige Lehrkräfteausfälle aufgefangen werden können“, teilt Wellmeier mit. Schulfachliche Dezernenten stünden stets im Gespräch mit der Schulleitung, um zu beraten und zu unterstützen, beschwichtigt das Kultusministerium.

Sofortmaßnahmen und Einstellungsermächtigungen sollen für Abhilfe sorgen

Als Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der Unterrichtsversorgung werde auf Grundlage interner Prognosen Einstellungsermächtigungen zum 1. Februar und 1. August verteilt. Für das Schulzentrum Twistringen seien in den letzten beiden Durchgängen fünf Planstellen ausgeschrieben worden. „Von diesen seien bereits vier Stellen besetzt worden, sodass aktuell noch eine Stelle vakant ist“, berichtet Wellmeier. Trotz des beginnenden Schuljahres laufe das Einstellungsverfahren weiter.

„Weitere Personalmaßnahmen stehen der Schule im Rahmen von Beschäftigung im Nebenamt, Mehrarbeit und Vertretungsverträgen zur Verfügung.“ Dies könne auch die Zuweisung von Vertretungsverträgen oder zusätzliche pädagogische Mitarbeiter umfassen.

„Grundsätzlich gilt, dass an allen Schulformen der Pflichtunterricht nach Stundentafel und die Verlässlichkeit an Grundschulen höchste Priorität haben. Sollten Kürzungen notwendig sein, dann eher bei den Zusatzbedarfen (Ganztag); nichtsdestotrotz kann es bei einem fachspezifischen Mangel an Lehrkräften oder bei kurzfristigem Ausfall von Lehrkräften wie bei Krankheit in Einzelfällen auch zu Kürzungen beim Pflichtunterricht kommen.“