10636483_24 Simulation einer Parlamentssitzung am Hildegard-von-Bingen-Gymnasium erlebt TWISTRINGEN „Kinder an die Macht“, so sang bereits Herbert Grönemeyer 1986. Wer jüngst die Chance hatte, die erste „Simulation einer Parlamentssitzung“ am Hildegard-von-Bingen-Gymnasium zu erleben, singt dieses Lied ab sofort so: „Schüler an die Macht“. Denn der elfte Jahrgang des Gymnasiums bewies vor allem: Politik und in erster Linie Politiker untereinander können in Harmonie und Einklang diskutieren und am Ende unabhängig von der Parteizugehörigkeit Entscheidungen für das Volk treffen. Aufgrund der hohen Anzahl an Schülerinnen und Schüler, die Politik als Prüfungsfach gewählt haben, sowie der Teilnahme einer kleinen Schülergruppe an einer Sitzung des Europäischen Jugendparlaments in Weimar, gab es die Idee bereits vor längerer Zeit, selbst einmal eine Parlamentssitzung zu simulieren. Die Politik- und Wirtschaftslehrer Sebastian Dörr, Jens Eifert und Adam Gasiorowski unterstützten die Gymnasiasten bei der Planung. Zunächst mussten sich die jungen Erwachsenen mit aktuellen gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen auseinandersetzen. In drei Wochen wurden von den fünf Politik-Kursen die Themen ohne Vorgaben der Lehrkräfte selbstständig erarbeitet. Schließlich diskutierten sie „Geldmangel in der Bildungspolitik“, „Verringerung der Umweltproblematik des CO2-Ausstoßes – Welche Möglichkeiten hat die Bundesrepublik Deutschland?“, „Endlager für Atommüll – welche Möglichkeit gibt es für die Bundesregierung, das Endlager-Problem zu lösen?“ und „Rechtsradikalismus/rechte Parteien – welche Möglichkeit gibt es für Deutschland, gegen Parteien wie die NPD vorzugehen?“. Außerdem: „Wegfall des Wehr- und Zivildienstes – wie kann Deutschland den damit verbundenen Problemen begegnen?“ Jedes Thema wurde durch eine einführende Rede des vorstellenden Kurses in drei Minuten vorgetragen. Danach folgte eine dreiminütige Angriffsrede am Rednerpult. Die Präsidenten Jannik Meissner, Hischtar Agam und Patricia Fehrentz riefen dazu die Redner ans Pult. Der vorstellende Kurs hatte im Anschluss die Möglichkeit einer Erwiderung. Es folgte noch eine generelle Debatte, die am Ende in einer kurzen Rede zusammengefasst wurde. Dann galt es für alle Beteiligten, der Resolution zuzustimmen, sie abzulehnen oder sich der Stimme zu enthalten. Dies geschah unabhängig von der „Parteizugehörigkeit“. Es ging darum, welche Argumente am Ende überzeugten, und es konnte sogar gegen die eigene Resolution gestimmt werden. Die jungen Erwachsenen hatten sich zu dieser Sitzung nicht nur dem Anlass entsprechend gekleidet, sie sprachen sich auch überwiegend mit den Nachnamen an und benutzten ganz selbstverständlich das „Sie“. Von den Präsidenten wurde darauf geachtet, dass nur Personen zu Wort kamen, denen sie das Wort erteilten, und dass niemand ohne Erlaubnis im Plenum oder mit dem Nachbarn sprechen durfte und niemand beschimpft oder persönlich angegriffen wurde. Die Fachlehrer, „stille Beobachter“ am Rande des Geschehens, waren begeistert von der Sitzung. „Von meiner Seite war das ein voller Erfolg“, zog Sebastian Dörr Bilanz. Er konnte sich durchaus vorstellen, dass „das Projekt in den nächsten Jahren sicherlich wiederholt wird“.sn Schüler an die Macht: Simulierte Parlamentssitzung im Twistringer Gymnasium.Foto: Nölker