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An den Ständen der Unternehmen warteten viele praktische Übungen auf die Schüler des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums. - Foto: Florian Adolph

Praktische Übungen zur Berufsorientierung am Twistringer Gymnasium

Twistringen – Eine Gruppe Schülerinnen steht vor einer Wand mit mehreren Röhren eines Heizungssystems. Mindestens ein Teil fehlt, um einen geschlossenen Wasserkreislauf herstellen zu können – aber welches? Eines der Mädchen greift beherzt nach einem Ventil auf dem Tisch. Gemeinsam machen sie sich daran, es wieder anzubauen.

Bei der Messe „Praktische Berufsorientierung 2024“ im Forum des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums sollen die Schüler nicht nur mit den Betrieben reden, sondern sich auch selbst ausprobieren, sagt Lehrer Marcus Marten-Bexten. Er ist für berufliche Orientierung am Gymnasium zuständig. „Die Schüler machen praktische Übungen zu verschiedenen Berufen, die von den Betrieben angeboten werden“, beschreibt er das Konzept der Messe.

Die Berufsmesse macht das Gymnasium in Zusammenarbeit mit Azubipoint. „Das ist ein Netzwerk von Unternehmen in Twistringen, die sich zusammengeschlossen und gemeinsam eine Plattform entwickelt haben“, erklärt Marta Wiese vom Azubipoint-Orgateam.

Aktuell seien 34 Twistringer Betriebe auf der Plattform, Tendenz steigend. Von denen sind 19 an diesem Tag ins Gymnasiumsforum gekommen. So stellen Mitarbeiter der Firma Plöger Bau den Beruf des Maurers vor, zeigen den Schülern verschiedene Steinsorten und lassen sie Quadratmeterberechnungen anstellen.

Am Stand des Raiffeisen-Viehverbundes können die Jugendlichen ein kleines Unternehmensquiz machen, Wurstproben probieren und Fragen zur Ausbildung stellen. „Wir bieten Groß- und Außenhandelskaufmann beziehungsweise -frau an“, sagt Maike Hammann.

Auch die Volksbank Vechta ist anwesend. „Man kann Gold in die Hand nehmen und den Wert schätzen“ erklärt Simon Schillmöller, Auszubildender bei der Bank. Es werde außerdem erklärt, was in einer Bank gemacht wird, sowie die möglichen Ausbildungsberufe und Weiterbildungsmöglichkeiten. „Wir stellen ihnen außerdem den Tagesablauf in einer Bank vor.“

Die Schule habe die Messe ausgelegt für die neunten und zehnten Jahrgänge, die sich gerade in der Vorbereitung auf das Betriebspraktikum befinden, sagt Marten-Bexten. „Damit sie die lokale Vielfalt, die wir in Twistringen haben, kennenlernen.“

Die Schüler werden auch im Unterricht auf das Praktikum fachübergreifend vorbereitet. Kern der Berufsorientierungs-Messe sei, die Schüler das praktisch ausprobieren zu lassen, was sie theoretisch im Unterricht gemacht haben.

Schulleiter Peter Schwarze ist zudem besonders wichtig, eine lokale Vernetzung herzustellen. „Dass man sich als Schule öffnet, nicht verschließt und die Unternehmen reinholt, aber auch zu ihnen rausgeht“, sagt er.

Katharina Meyer, Lehrerin für Mathe, Physik und Berufsorientierung, motiviert die jungen Leute: „Seid mutig, geht an die Stände! Fragt, was euch interessiert, was man bei den Berufen macht, was man verdient ...“

So steht der 16-jährige Aaron am Stand von Best 3 Geflügelernährung und sortiert Maiskörner aus dem vom Betrieb aufgebauten Weizenbehälter aus. Ob ihn diese Ausbildung interessiert? „Man ist immer dazu fähig, mal neue Sachen auszuprobieren. Man sollte etwas nicht als unpassend für einen selbst beurteilen, wenn man es nicht ausprobiert hat.“

Die Schüler bekommen eine Teilnahmeurkunde für die Berufsorientierungs-Messe. Auf die Rückseite kleben sie Sticker für jeden Stand, den sie besucht haben. Diese Urkunden können sie einer Bewerbung beilegen – als Referenz, dass sie mit dem Unternehmen schon gesprochen haben. Die Klasse mit den meisten Aufklebern bekommt zur Belohnung einen Eisgutschein.

Nicht bei jedem Erstkontakt „funkt“ es. Das anfangs erwähnte Heizungssystem der Team Funke Unternehmensgruppe, bei dem die Jugendlichen ein Ventil einbauen mussten, begeisterte die Mädchengruppe aus unserem Beispiel nicht so richtig. Aber auch das ist schließlich eine Erkenntnis, die die jungen Menschen voranbringt.

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Sie haben es geschaft (v.l.): Mhran Sino und Simon Schillmöller sind Auszubildende bei der Volksbank Vechta. Sie lassen die Schüler den Wert des Goldes schätzen.  -  Foto: Florian Adolph