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Das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium ist Arbeitsplatz gleich mehrerer neuer Lehrkräfte... © Privat

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... das Schulzentrum Twistringen hingegen sucht dringend Verstärkung. Foto: Schmidt

Twistringer Schulleiter äußern sich zur aktuellen Personalsituation. Während am Schulzentrum Lehrer fehlen, hat das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium keine Probleme.

Twistringen – Nach Aussage des Deutschen Lehrerverbands fehlen bundesweit zehntausende Pädagogen. Unterrichtsstunden müssen reihenweise ausfallen. Ob diese Probleme auch an den weiterführenden Schulen in Twistringen akut sind, erklären Schulleiter auf Nachfrage der Kreiszeitung. Die Antworten könnten unterschiedlicher kaum sein.

 

„Ganz klar sind wir mehr als unterbesetzt an unserer Schule“, betont Miriam Bastin. Sie ist die kommissarische Rektorin des Schulzentrums Twistringen. Es fehle vor allem an ausgebildeten Lehrkräften in den Hauptfächern Deutsch, Mathe und Englisch. Die Entwicklung verschlimmere sich seit Jahren an der Haupt- und Realschule.

„Dann kommt es zu Unterrichtsausfällen. Wir haben glücklicherweise eine pädagogische Mitarbeiterin, die eine Notbetreuung anbieten kann. Aber Ausfälle verhindern kann sie nicht“, sagt Bastin. Sie findet in diesem Zug lobende Wort für die Eltern der Schüler. „Sie wissen, dass es nicht an uns liegt und zeigen Verständnis für die Stunden-Ausfälle.“


„Da sind andere Jobs attraktiver“

Die Politik könne ihren Teil beitragen, dass sich die Situation der Unterrichtsversorgung verbessere. Bastin erklärt: „Die Ausbildung könnte anders aussehen. Inklusive des Referendariats dauert sie viele Jahre. Da sind andere Jobs attraktiver.“ Außerdem habe sich der Lehrerberuf verändert, findet Bastin. „Das ist heutzutage nicht mehr nur unterrichten, sondern auch organisatorische Dinge planen. Die Klassen werden immer größer. Dazu kommt die Nach- und Vorarbeit“, betont Bastin. Sie ergänzt, dass der Lehrermangel vor allem Haupt-, Real- und Grundschulen betreffe. Ein weiteres politisches Problem sieht sie im Bundesland Niedersachsen und in den Besoldungsstufen. Angrenzende Bundesländer seien diesbezüglich besser aufgestellt.

Gymnasium hat keine Probleme

Kaum besser laufen könnte es personell dagegen beim Twistringer Hildegard-von-Bingen-Gymnasium. Darüber berichtet Schulleiter Peter Schwarze. „Wir können den Pflicht-Unterricht ohne Probleme vollständig erteilen. Darüber hinaus haben wir sogar weitere Angebote für die Schüler“, sagt der Oberstudiendirektor. Dass es keine personellen Probleme gibt, dafür sorgen unter anderem vier neue Lehrkräfte. Sie verstärken das Gymnasium, dessen Träger die Schulstiftung im Bistum Osnabrück ist, seit Beginn des neuen Schuljahres. Judith Bert (für die Fächer Englisch und Politik-Wirtschaft), Gina Huber (Englisch und Sport), Madja Kapetanovic (Englisch und Sport) und Nils Krull (Geschichte und Religion) sind neu dabei.

„Ganz neu ist die Begabtenförderung“

„Wir können den Lehrkräften nicht nur anbieten, dass sie ihren Fach-Unterricht durchführen, sondern weitere pädagogische Angebote schaffen“, versucht Schwarze Gründe für die gute Personalsituation zu finden. Damit meint er zum Beispiel Arbeitsgemeinschaften wie die Bienen-AG oder Angebote in Umwelt-Bereichen. „Ganz neu ist bei uns die Begabten-Förderung. Da können sich Schüler zum Beispiel im künstlerischen oder mathematischen Bereich ausleben, und dafür braucht es eben auch Lehrkräfte“, erzählt er.

Neben den normalen Unterrichtsstunden wie Deutsch, Mathe, Sport könne seine Schule weitere Fächer anbieten, die die Schüler auf die Zukunft vorbereiten sollen. Dazu zähle die Medienbildung, die für alle fünften und sechsten Klassen im Stundenplan stehe. In diesem Fach wird der Umgang mit Medien, dem Internet sowie sozialen Medien geschult.

„Für die Klassenstufen fünf bis zehn haben wir eine Klassenstunde eingeführt. Schüler können mit dem Klassenlehrer die Gestaltung des Klassenraums oder den nächsten Ausflug besprechen“, erklärt Schulleiter Schwarze.

Fallen Lehrkräfte aus, könne dies gut kompensiert werden. Peter Schwarze sagt: „Dann springen andere Lehrer ein. Vor allem bei jüngeren Schülern versuchen wir, Vertretungen einzurichten. Die Älteren können schon gut eigenverantwortlich arbeiten. Alles in allem läuft unser Konzept.“

© Katharina Schmidt