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Twistringer Schüler fahren nach Litauen und machen aus Städtepartnern Schulfreunde

TWISTRINGEN (aks) › „Litauen ist mir fremder als Frankreich, deshalb möchte ich dahin.“ Schera und sieben weitere Schüler des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums werden demnächst erstmals zu einem Schüleraustausch ins Baltikum aufbrechen. Ziel ist Twistringens Partnerstadt Kaisiadorys. Damit soll die Freundschaft, die die Maltester begründet haben, ein weiteres Standbein bekommen. Treibende Kräfte sind die Deutschlehrerinnen Angelika Willner und Vida Keidosiute.

 

„Hallo, ich heiße Katharine.“ - „Labas, as esu Katharine.“ Noch klingt das für die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft „Litauen“ wie Kauderwelsch, doch an mangelnden Sprachkenntnissen soll die Reise nicht scheitern. Die Schülerinnen sind neugierig auf den 1400 Kilometer entfernten Ort.

„Crepes aus Frankreich bekommt man hier ja auch überall, aber was Leute in Litauen mögen, wüsste ich nicht.“ Als es zu Schuljahresbeginn für Schera darum ging, sich für den Frankreich- oder den Litauenbesuch in diesem Frühsommer zu entscheiden, hat sie sich für das ihr unbekanntere Land entschieden.

„Von Frankreich kriegt man auch ohne Besuch viel mit“, meint Veronika. Für sie ist „Litauen kein typisches Reiseland.“ Was Land und Leute in der ehemaligen Unionsrepublik der Sowjetunion und im heutigen Mitgliedsland der EU ausmacht, das möchte Angelika Willner ihren Schülern vermitteln. ,„Es wird viel mehr ein Kultur- als ein Sprachaustausch“, sagt sie für die Twistringer. Auf den Besuch von deutschsprechenden Teenagern hingegen freuen sich die Schüler aus Kaisiadorys besonders. Sie lernen die Fremdsprache seit der sechsten Klasse von Vida Keidosiute, in noch zu DDR-Zeiten in Greifswald studiert hat.

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21 junge Menschen besuchen den Deutschunterricht der zehnten Klasse am „Brazausko gymnazija“. Die Russisch-Klassen sind ungleich voller. „Weil viele Eltern noch Russisch lernen mussten, entscheiden sich viele Schüler bis heute für diese Sprache. Nur wenige Eltern könnten bei den Deutschhausaufgaben helfen“, erklärt Vida die Wahl.

Vom 12. bis 19. Juni fliegen die Twistringer Neuntklässler nach Vilnius, um von dort aus nicht nur die Hauptstadt, sondern vor allem die Partnerstadt und ihr Umland kennenzulernen. Angelika Willner kennt sich dort schon aus. Im vergangenen Jahr hat sie nicht nur die Twistringer Delegation zu den Feierlichkeiten des Unabhängigkeits-Jubiläums begleitet, sie hat ihren Sommerurlaub auch auf der Kurischen Nehrung verbracht.

Die Ostsee und die Wasserburg

Traikai werden voraussichtlich zu den Ausflugszielen der Twistringer gehören. Kaisiadorys werden sie in einer Stadtrallye ebenso erkunden wie das Gymnasium der 9000-Einwohner-Stadt. 385 Schüler der Jahrgänge 9 bis 12 bereiten sich dort auf die Abschlussprüfung vor, während in Twistringen 700 Schüler ab Klasse 5 das Gymnasium besuchen. Hüben wie drüben ist die Schule nach einer Persönlichkeit benannt. In Twistringen nach der Universalgelehrten Hildegard von Bingen, in Kaisiadorys nach Algirdas Brazauskas, dem ersten Präsidenten des unabhängigen Litauen, der in Kaisiadorys zur Schule gegangen war.

Gern würden die Schulen den gegenseitigen Besuch in ihr Programm aufnehmen. Ob sich für die Litauer eine Möglichkeit findet, nach Deutschland zu reisen, ist derzeit allerdings noch offen. Viele Familien könnten die Reisekosten nicht aufbringen, auch die Schule verfüge nicht über entsprechende Mittel. „Wir bemühen uns jedoch um eine Förderung“, sagt Schulleiter Stanislavas Bernikas, der sich über die Twistringer Initiative zum Austausch auch auf Schulebene freut.

„A nekalbu lietuvikai. Ich spreche kein Litauisch“, mögen die Twistringen auch Ende Juli noch radebrechen müssen. „Aber ich kenne Litauen und seine freundlichen Menschen“, werden sie behaupten können.