Twistringen - Die Heimat von Niklas, Tom, Jacki und Locke ist die radikale Fanszene im Fußballstadion. In ihrer Gruppierung finden sie Orientierung und Zusammenhalt. Als Heranwachsende sind sie fasziniert von der Stimmung im Stadion, Schule und Ausbildung werden vernachlässigt. Sie verbringen viel Zeit damit, ihren Verein zu unterstützen. Aber auch die Rivalität mit anderen Vereinen, Gewalt und Drogen sind an der Tagesordnung. Zudem sympathisiert Niklas verstärkt mit einer rechtsextremen Gruppierung. Eines Tages rastet er aus. Er sieht rot.
Mit diesen Worten fasst die „Wilde Bühne“ Bremen ihr Stück „Wir gegen die Anderen“ zusammen, das sie am morgigen Mittwoch den Schülern der achten und neunten Jahrgänge des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums Twistringen zeigen. Es beschäftigt sich mit Fankulturen, ihren ungeschriebenen Verhaltensregeln, der scheinbaren Grenzenlosigkeit des Geschehens in den Fußballstadien.
Aufgeführt wird es nicht etwa, weil das Gymnasium vermehrt mit solchen Problemen zu kämpfen habe, erklärt Lehrerin Angelika Willner auf Nachfrage. „Es ist vielmehr so, dass wir durch mehrere Veranstaltungen, die das ganze Jahr über organisiert werden, den Leitsatz, den sich die Schule im vergangenen Jahr gegeben hat, verinnerlichen wollen.“ Zu diesem Leitbild gehöre eben auch, dass man respektvoll und gerecht miteinander umgehe.
Aus diesem Grund sollen sich die Schüler mit dem Thema Diskriminierung auseinandersetzen. Willner machte sich auf die Suche nach einer Theatergruppe, die ein Stück dazu aufführt – und fand die „Wilde Bühne“. „Ich kenne die Gruppe und habe schon gute Erfahrungen mit ihr gemacht.“
Nach der Aufführung, die um 11.30 Uhr beginnt, ist auch Zeit für ein Gespräch geplant, in dem die Schüler über ihre Eindrücke und Gedanken reden können.
Den Zusammenhang zwischen Rechtsextremen und Fußball erklärt die „Wilde Bühne“ auf ihrer Homepage: „Rechtsextreme versuchen, die Fanszene zu unterwandern, sie für ihre menschenverachtenden Ziele zu nutzen. Ultras sind neuer Teil der Fankultur, die uneingeschränkte Unterstützung ihres Vereins ist oberstes Gebot. Viele Ultragruppen wenden sich gegen Rechtsextremismus und Rassismus, ihr Verhältnis zu staatlichen Organen und zur Gewalt ist ambivalent und damit problematisch.“