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Schauen sich auf einer Karte an, wo Blühstreifen in Weyhe angelegt werden: der Umweltbeauftragte der Gemeinde, Ulf Panten (links), und Michael Wenzel. Im Hintergrund stehen weitere Projekt-Beteiligte.  (Foto - Jonas Kako)

Die Projektgruppe der "Wir im Norden"-Region erarbeitet ein umfassendes Umweltschutzkonzept.

Landkreis Diepholz. In diesem Frühling blüht die Projektgruppe "Klima und Umwelt" so richtig auf: Sie will kommunale, landwirtschaftliche und private Flächen ökologisch durch Blühstreifen aufwerten. Und sie möchte die Bürger aus der "Wir im Norden"-Region (Win-Region) dafür sensibilisieren, wie wichtig Tier- und Pflanzenvielfalt in Bassum, Stuhr, Syke, Twistringen und Weyhe sind – diese Kommunen haben sich im Jahr 2014 zusammengeschlossen, um die gemeinsame regionale Entwicklung voranzutreiben.

Konkret bedeutet das nun: Flächen sollen zum Beispiel als Feldraine und Wildkräuterstreifen gestaltet werden. Einige Kommunen, unter anderem Twistringen, haben bereits Blühstreifen angelegt. Nach Angaben von Michael Wenzel, der die Projekte als Regionalmanager leitet, ist der Artenschutz im Jahr 2017 in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Da sei in einer wissenschaftlichen Studie deutlich geworden, dass bei Fluginsekten weniger als 75 Prozent Biomasse im Verlauf von 27 Jahren vorhanden war. Vor allem der Bestand an Schmetterlingen, Wildbienen und Nachfaltern habe abgenommen. Daraus sei gefolgert worden, dass die Themen Umwelt- und Naturschutz stärker ins Bewusstsein der Bürger gerückt werden müssen.

Darum hat die Projektgruppe mehrere Umweltbildungsprojekte konzipiert: eine Veranstaltungsreihe der Volkshochschule des Landkreises Diepholz für Erwachsene, ein didaktisches Programm für den Biologieunterricht an Schulen und Schülerpatenschaften für kommunale Blühflächen, Flyer für Landwirte, Samentütchen für die Gärten der Bürger und eine Filmproduktion von Neuntklässlern des Hildegard-von-Bingen Gymnasiums Twistringen.

Die Veranstaltungsreihe der Volkshochschule beginnt am Donnerstag, 19. April. Marcus Polaschegg, Fachgruppenleiter für biologische Vielfalt bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, spricht ab 19 Uhr im Weyher Rathaussaal über das Thema "Herkunft der Artenvielfalt, Artenrückgang und innovative Zukunftsstrategien". Die Umweltschulen und andere Schulen aus der Win-Region setzen das didaktische Programm im Unterricht um. Im Hildegard-von-Bingen Gymnasium unterrichtet Biologie-Lehrerin Nicola Diedrich sogar ein halbes Jahr lang Themen, die auch die Projektgruppe beschäftigen. Das Umweltbewusstsein bei den Landwirten will die Projektgruppe nicht nur über Informationsflyer schaffen, sondern auch durch das Engagement des Weyher Landwirts Jan Wiertzema. Er arbeitet im Mediate-Projekt mit, das zwar nicht direkt zum Projekt der Win-Region gehört, aber Berührungspunkte aufweist. Er führt einen traditionellen landwirtschaftlichen Betrieb. Weil er auch Jäger ist, habe er festgestellt, dass der Tierbestand immer geringer wird, erzählt er. Aus zwei Gründen will er einen 2,5 Hektar großen Blühstreifen neben seinen landwirtschaftlichen Flächen schaffen: "Ich bin Naturliebhaber", sagt er und fügt hinzu: "Wir sind der größte Hebel, weil wir über den größten Teil der Flächen verfügen." Forscher der Universität Göttingen würden sein Projekt ab Mai wissenschaftlich begleiten.

Die Samentütchen liegen in allen Verwaltungshäusern der Kommunen aus. Wenzel zufolge sind davon im Februar 10 000 gekauft worden. Ziel sei, dass Gartenbesitzer auf ihren englischen Rasen verzichten und stattdessen das Saatgut aus dem Tütchen säen. So könnten sie einen kleinen Teil zur Steigerung der Artenvielfalt beitragen. Hildegard Siemon-Diergarten, Mitarbeiterin im Syker Ortsverein des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), appelliert an Gartenbesitzer, dass sie auch Brennnesseln stehenlassen sollen, weil sie ein guter Lebensraum für Insekten sind.