Mit einem Musical-Drama tourt eine philippinische Jugendtheatergruppe durch Deutschland und Österreich und macht am 3. März Station in Twistringen. Die jungen Schauspieler bringen das Schicksal vieler ihrer Altersgenossen auf die Bühne – auf Deutsch. An dieser sprachlichen Leistung hat auch Patricia Fehrentz mitgewirkt.

15 02 theater akbay2Sie hat den Alltag philippinischer Kinder hautnah miterlebt. Patricia Fehrentz leistete ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) auf den Philippinen. In der Stadt Olongapo arbeitete die 20 Jahre alte Twistringerin unter anderem in einem Heim für missbrauchte Mädchen. Dieses Heim gehört zur Kinderschutzstiftung „Preda“ – ebenso wie die Jugendorganisation, die das Musical „Once we had a dream“ entwickelt hat. Junge Leute bringen ihren Alltag auf die Bühne, singen und erzählen von ihren Träumen, Visionen, Enttäuschungen und ihrer Not.

[Anmerkung der Schule: Patricia Fehrentz ist eine ehemalige Schülerin des Hildegard-von-Bingen-Gymnasium Twistringen (Abitur 2013)]

 

Die Schauspieler sind zwischen 15 und 25 Jahre alt und kommen aus verschiedenen sozialen Verhältnissen; eine Schauspielerin studiert. „Es ist nicht einfach, sich in eine fremde Lebenssituation hineinzufühlen“, sagt Patricia Fehrentz. Aber wenn etwas überall verstanden wird, dann ist es die Musik. Und es sind die persönlichen Geschichten, die mehr aussagen als Zahlen und Fakten. Armut, Umweltzerstörung, Kindesmissbrauch – das ist Alltag vieler Jugendlicher auf den Philippinen. Und genau darum geht es in dem Musical: Dorfbewohner verlieren durch ein Unglück im Bergwerk ihre Lebensgrundlage. Aus Geldnot nehmen drei Jugendliche ein vermeintlich gut bezahltes Jobangebot an, durch das sie jedoch in die Hände der internationalen Sexmafia geraten und nach Deutschland verkauft werden. Ein Junge aus dem Dorf begibt sich gemeinsam mit dem Mitarbeiter einer Fair-Handelsorganisation auf die Suche nach seinen Freunden.

„Großen Respekt vor sprachlicher Leistung"

Die Musicaldarsteller waren schon einmal in Europa unterwegs – mit der englischsprachigen Urfassung. An der deutschen Fassung, mit der sie zurzeit touren, arbeiteten FSJler mit. Patricia Fehrentz sorgte dafür, dass die Theatergruppe ein Gastspiel in Twistringen gibt. Vor Ort organisierte der Auschuss „Mission, Entwicklung, Frieden“ der St.-Anna-Pfarrei alles Weitere, denn Patricia studiert mittlerweile in Aachen.

Die deutschen Texte mussten auswendig gelernt werden. In Olongapo erteilten Patricia Fehrentz und andere Freiwillige den Schauspielern deshalb Deutschunterricht. „Ich habe großen Respekt vor dieser sprachlichen Leistung“, sagt die junge Twistringerin. Im Unterricht sei es hauptsächlich um die richtige Aussprache und Betonung der deutschen Dialoge gegangen. Die Lieder – traditionelle, aber auch poppige Stücke und Balladen – werden auf Englisch und auf Tagalog gesungen, der auf den Philippinen am weitesten verbreiteten Sprache.

Es gibt viele Szenen, die sich einprägen, sagt Patricia Fehrentz. Zum Beispiel die Szene, in der ein Mädchen vom Vater missbraucht wird. Er zieht seine Tochter um eine Ecke – man sieht nichts, aber man hört sie schreien. Die Zuschauer wissen, dass es sich nur um ein Theaterstück handelt, aber dass Missbrauch auch traurige Realität ist. „Im Musical gibt es ein Happy End“, verrät Patricia Fehrentz, doch das schaut man sich am besten selbst an. (kaw)

Das Musical-Drama „Once we had a dream“ wird am Dienstag, 3. März, um 19 Uhr im Hildegard-von-Bingen-Gymnasium, Vechtaer Straße 44, aufgeführt. Eintritt: Schüler 3 Euro, Erwachsene 5 Euro.