20230220

Stopp! Ingo Müller, Präventionsbeauftragter der Polizei, übt mit den Schülerinnen und Schülern, Grenzen aufzuzeigen. © Schmidt

Die Polizei hat mit Schülern das Verhalten in Notsituationen geübt: Was tun, wenn's brenzlig wird?

Twistringen – Es ist dunkel im Tunnel. Plötzlich versperrt ein großer Kerl den Weg. „Ey, hier kommst du nicht raus“, pöbelt er. Forsch verlangt er, Handy und Portemonnaie herauszurücken. Was tun?

Der Kerl ist zum Glück kein echter Bösewicht, sonder Ingo Müller von der Syker Polizei. Und dunkel ist es auch nicht. Licht scheint durch die Fenster der Gymnastikhalle des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums in Twistringen, in der sich die Schülerinnen und Schüler der 6c in zwei Reihen gegenüberstehen. Sie bilden einen Gang, um die bedrohliche Tunnelsituation nachzuspielen. Ingo Müller steht zwischen ihnen und mimt den fiesen Räuber im Zuge des Präventionsprogramms „Ich bin stark“. Bei diesem Programm der Polizei sollen Jugendliche lernen, in Gefahrensituation bestmöglich zu reagieren.

Im Falle des Tunnel-Beispiels wäre das: Sofort kehrt machen, die Nähe von Licht und Menschen suchen und lautstark auf sich aufmerksam machen. Oder, kurz gesagt, die „drei Ls“: Laut, Licht, Leute.

„Egal, was ihr schreit – Hauptsache ihr seid laut!“

„Egal, was ihr schreit – Hauptsache ihr seid laut“, verdeutlicht Maria Stenner-Dieckmann, die das Programm in Twistringen als Schulsozialarbeiterin schon seit zehn Jahren im Rahmen der Präventionsarbeit begleitet. Auch in diesem Jahr macht der komplette sechste Jahrgang mit – klassenweise, an zwei Vormittagen pro Klasse.

Bei dem Programm geht es nicht nur darum, gefährlichen Situationen zu entkommen. Wichtige Stichworte sind auch Gemeinschaft und Zivilcourage. Um für sich und andere einzustehen, kann es in bestimmten Situationen wichtig sein, „Nein“ zu sagen – wenngleich es manchmal ziemlich viel Mut bedarf, dieses kleine Wörtchen auszusprechen.

... Und wenn die coolste Gruppe des Jahrgangs einen nur aufnehmen will, wenn man dafür am Kiosk einen Schokoriegel klaut? Auch dieses ausgedachte Szenario spielt die 6c gedanklich durch. Die Schülerinnen und Schüler sind sich schnell einig: Wenn eine Gruppe so etwas verlangt, dann kann die gar nicht wirklich cool sein.

Maria Stenner-Dieckmann bekräftigt: „Dann gehöre ich eben nicht zu dieser obercoolen Gruppe, pfeife darauf, aber ich bleibe ehrlich und ich bleibe mir selbst treu.“

Üben, üben, üben!

Manchmal reicht ein „Nein“ nicht aus, und anders als im Tunnel-Beispiel gibt es Situationen, vor denen man nicht einfach weglaufen kann oder sollte. Zum Beispiel, wenn man beleidigt wird. Polizeikommissar Ingo Müller ermutig die Jugendlichen, dann laut und deutlich „Stopp!“ zu rufen. Er verdeutlicht: „Es gibt Situationen, in denen sollte man laut werden. Ganz vielen versagt dann die Stimme“, weiß er.

Also: üben, üben, üben. Schnell schallen die Stimmen der 6c kräftig durch die Halle.

„Die Mitarbeit ist einfach super“, freut sich Ingo Müller wenig später während einer Schulpause im Gespräch mit der Kreiszeitung. Er bringt das Programm „Ich bin stark“ als Präventionsbeauftragter der Polizei an mehrere Schulen im Bereich des Kommissariats Syke.