20190918 a Finja und Jannis zeigen beim Markt der Möglichkeiten den spannenden Umgang mit dem Thema Bienen. - Foto: Heinfried Husmann 

Ehrungen im „Outback“

Im Twistringer Hildegard-von-Bingen-Gymnasium hat die Landesschulbehörde am Mittwoch 98 Schulen aus dem Regionalbezirk Hannover für ihr Engagement als Umweltschulen in Europa ausgezeichnet. Ein Markt der Möglichkeiten gab Impulse für nachhaltige Aktionen.

 

Twistringen – Sonnenblumen und der „Tree of Hope“, der Baum der Hoffnung, haben eine tragende Rolle bei der großen Auszeichnungsfeier für 98 „Umweltschulen in Europa“. Die Blumen schmücken die Aula des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums, und den Baum drückt Dr. Arne Röhrs verschiedenen Ehrengästen in die Hand – per Buch, versteht sich. Als Koordinator der Umweltschulen in der Landesschulbehörde blickt Röhrs sichtlich stolz auf rund 200 Schulvertreter im Saal. Diesmal ist nicht die Landeshauptstadt, sondern das „Outback“, wie mehrere Referenten später schmunzelnd betonen, Forum für Projekte, Ideen und Aktionen für eine nachhaltige Schul- und Lebenswelt.

„Umweltschule in Europa“ ist auch das gastgebende Twistringer Gymnasium. Dessen Direktor Peter Schwarze formuliert den Leitspruch an seiner Schule so: „Unseren Lieblingsplaneten schützen, lokal denken und global handeln.“ Ganz handfest, so erfahren die Gäste aus der Region Hannover, setzt das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium diese Maxime um: Alle Toiletten werden mit Regenwasser gespült, schuleigene Energiemanager kümmern sich um den sparsamen Verbrauch von Licht und Heizung, ein Trinkwasserspender dient als „nachhaltiger, verpackungsfreier und transportwegvermeidender Durstlöscher“, wie Peter Schwarze es formuliert. Er ist überzeugt: „Umwelterziehung kann nur durch ein Miteinander vieler Akteure gelingen.“

Es ist Zeit für ein konsequentes Umsteuern aus persönlicher Betroffenheit heraus – das ist die Botschaft von Staatssekretär Frank Doods aus dem niedersächsischen Umweltministerium. In leisen, ganz persönlichen Tönen reflektiert er den rasanten Wandel in Klima, Technik sowie Konsumgesellschaft und outet sich selbst als „Old-Fashioned“-Fan, der seine Schuhe noch im Geschäft vor Ort kauft – und eben nicht per Online-Bestellung eigens auf Lastwagen durch ganz Deutschland fahren lässt. Umwelt und Nachhaltigkeit haben bereits an 320 Schulen in Niedersachsen einen besonderen Stellenwert, stellt Doods fest: „Ich bin sicher, dass es noch mehr werden.“

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In 82 Staaten weltweit, so erläutert Annegret Gülker von der Deutschen Gesellschaft für Umwelterziehung (rechts) in Twistringen, engagieren sich mittlerweile 51 000 Schulen für Umwelt und Nachhaltigkeit. - Foto: Heinfried Husmann
 
Dass Nachhaltigkeit und Umweltschutz auch einen Spagat bedeuten, stellt Landrat Cord Bockhop klar – und fragt: Alle Windräder genehmigen – oder gefährden sie nicht auch den Rotmilan? Brauchen Felder Beregnungsanlagen – oder ist das Wasserverschwendung? Müssen zu einer Verleihungsfeier so viele Gäste von weit her anreisen – oder wäre eine Internet-Konferenz nicht umweltschonender? Gegensätze, die tagtäglich zu ertragen sind, sagt Bockhop. Und stellt fest: „Die Freude am Umweltschutz ist am nachhaltigsten.“

Ausdrücklich dankt Twistringens Bürgermeister Jens Bley allen, die sich an den Umweltschulen in Europa engagieren. Als Symbol dafür schenkt er dem Hildegard-von-Bingen-Gymnasium einen Baum.

André Kolley, Dezernatsleiter bei der Landesschulbehörde, wirbt für einen Bewusstseinswandel: „Das Wichtigste ist, dass es bei mir selbst ankommt. Ich muss umdenken.“

Wie groß das Umweltbewusstsein weltweit mittlerweile ist, erklärt Annegret Gülker von der Deutschen Gesellschaft für Umwelterziehung dem Publikum. Nachhaltige Projekte gibt es demnach bereits in 82 Staaten an 51.000 Schulen – davon 1100 in Deutschland.

Zur Info: Markt der Möglichkeiten

98 Schulen haben Ideen und Aktionen entwickelt, die Nachhaltigkeit fördern oder Schülern praktisch zeigen, wie man die Natur schützen kann. Der Markt der Möglichkeiten im Twistringer Hildegard-von-Bingen-Gymnasium spiegelte ein buntes Kaleidoskop der Kreativität an den Umweltschulen in Europa, die ebenso den Titel „Internationale Nachhaltigkeitsschule“ tragen. Eine Auswahl der Konzepte und Projekte:

Kräutergarten an der Schule anlegen; Wunschschulhof mit Palettenmöbeln schaffen; Kinderkonferenz einberufen; Klingeln für Kinderrechte; Nachwachsende Rohstoffe kennenlernen; Benjeshecke pflanzen; Kräuterdetektive ausbilden; Vegane Pralinen herstellen; das Leben Bienen erkunden.

Weil auch Musik nachhaltig ist, hatte sie Raum bei der Auszeichnungsfeier. Rebecca Rohlfing, Naomi Mbiyeya und Antonia Greenway sowie Linda Wilkens präsentierten ihre Beiträge nach Noten