Klasse 10c des Twistringer Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums besucht im Erdkundeunterricht die RWGVon Luzia MoldenhauerTwistringen. Es ist laut und riecht etwas merkwürdig - intensiv, aber nicht belastend. Nach einiger Zeit gewöhnt man sich daran. Die Schüler der Klasse 10c des Twistringer Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums besichtigen während ihres Erdkundeunterrichts die Raiffeisen-Warengenossenschaft RWG in Twistringen und befinden sich gerade in der Rapspresse.Bei der herrschenden Lautstärke müssen die Pennäler schon genau hinhören, um die Erklärungen des Anbauberaters Wilcken Kolloge mitzubekommen. Hier erfahren sie von ihm den genauen Pressvorgang, an dessen Ende das wertvolle Rapsöl steht. Aus dem gesamten eingeführten Rohstoff Raps wird ein Drittel zu Öl gemacht, aus den verbleibenden zwei Dritteln entsteht der so genannte Rapskuchen, der in der Mischfutterproduktion zu Tierfutter verarbeitet wird. Nach der Besichtigung der Presse geht es noch ins Tanklager, in dem drei Tanks mit einem Fassungsvermögen von 37 Kubikmeter stehen und später noch ins Blockheizkraftwerk, wo der große Generator und die gesamte Anlage zur Strom- und Wärmeerzeugung bestaunt werden können Beeindruckende Energiegewinnung Doch auch ein praktisch orientierter Ausflug bedarf theoretischer Ergänzungen, weshalb sich die Klasse in den Seminarraum begibt, wo sie zusammen mit ihrem Lehrer Andreas Husicka in einem Vortrag über den Aufbau der Warengenossenschaft sowie weitere Details zur Produktionskette und die Nutzung der gewonnenen Energie informiert werden. Husicka ist als Fachobmann für Erdkunde bestrebt, auf solchen Exkursionen seinen Schülern das theoretische Wissen auch praktisch vor Augen zu führen."Als gerade ausgezeichnete Umweltschule ist es wichtig, auch außerschulische Aktivitäten zum Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit anzubieten." So erfahren die Schüler vor Ort, dass Raps als Nachwachsender Rohstoff (NaWaRo) in Form von Rapsöl den Generator antreibt, der Strom erzeugt, welcher wiederum in das Stromnetz eingespeist und vergütet wird. Außerdem wird mit der im Prozess anfallenden Wärme Wasser erhitzt, das einerseits zur Heizung des Betriebs genutzt wird, andererseits der Produktionskette zur Verfügung gestellt wird. Auf die Frage aus der Klasse, ob mit dem Rapsöl auch Fahrzeuge betrieben werden können, erklärt Kolloge, dass es auf die Technik der Fahrzeuge ankomme, weil das Rapsöl andere Eigenschaften aufweise als Diesel. "Rapsöl braucht eine bestimmte Temperatur, um Motoren antreiben zu können, so ist er geeignet für solche, die nicht zu stark abkühlen, weil sie auf Dauer betrieben werden. Und weil unsere LKWs ständig unterwegs sind, fahren sie mit Rapsöl." Die Schüler zeigen sich beeindruckt, als sie hören, dass die RWG mithilfe der regenerativen Energiegewinnung beinahe 60 Prozent weniger Treibhausgas erzeugt. Den Effekt der Besichtigung betont Husicka: "Exkursionen bieten eine andere Form von Lernen." Das bestätigen auch die Schülerinnen Julia Brand und Alexandra Otting. "Hier lernen wir andere Möglichkeiten der Energiegewinnung kennen", erklärt Julia. "Wir hören doch dauernd vom Klimawandel und dass wir unser Verhalten ändern müssen. Da ist die praktische Ansicht solcher Anlagen wichtig. Man kann das besser verstehen, wenn man es sieht." Und Alexandra fügt eine pragmatischere Schülersicht hinzu: "Das ist einfach interessanter, wenn man draußen ist und nicht nur in der Klasse sitzt."