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Geschrieben von Julia Soostmeyer, Weser-Kurier
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Twistringen. Irgendetwas war gestern anders am Twistringer Hildegard-von-Bingen-Gymnasium: Kreuz und quer parkten die Autos auf dem Parkplatz, zwischendrin lagen Strohballen, der Schulhof wie leer gefegt. Der Abistreich stand an – für die Schüler und Lehrer am Twistringer Gymnasium im Gegensatz zu anderen Gymnasien im Landkreis der erste überhaupt. nicht mit Facebook verbundennicht mit Twitter verbundennicht mit Google+ verbundenEinstellungen © Photocube Hat beim Imitieren von Löwengebrüll alles gegeben:Lehrer Ludger Hamm. Er ist gegen Schulleiter Martin Lütjen angetreten, hat aber verloren. Das stimmte das Publikum per Applaus ab. Teuer ging der Donnerstagmorgen für die Lehrer des Gymnasiums Twistringen los: Die Schulabgänger kassierten Parkgebühren, wollten die Pauker doch ihren Wagen sicher abgestellt wissen. Und dann – direkt in der ersten Unterrichtsstunde – stürmten die Abiturienten die Klassenräume, um die Leistung der Lehrer zu bewerten, deren Schüler auf dem Boden oder den Tischen sitzen mussten, denn es gab in keinem der Klassenräume Stühle. Die türmten sich stattdessen im Verwaltungstrakt des Gymnasiums – ein weiterer Streich der Schulabgänger, die sich die ganze Nacht über in der Schule tummelten. "Viele haben in der Sporthalle geschlafen", erklärte die Absolventin Marlena Thamm. Schließlich habe es viel vorzubereiten gegeben: der Boden in der Sporthalle musste abgedeckt werden, die Bühne aufgebaut und die Dekoration angebracht. Denn für die Lehrer hatten sich die Twistringer Abiturienten etwas Besonderes überlegt: ein Dschungelcamp mit einigen kniffeligen Aufgaben. "Der König wird am Ende zum Bierwagen getragen, dort bekommen die Lehrer dann ein Bier", verriet Marlena vorab. Alle Schüler des Gymnasiums wurden also kurzerhand in die Sporthalle beziehungsweise den Dschungel getrieben, die Lehrer wurden als Campbewohner mit einem kräftigen Applaus willkommen geheißen. Wer zu den Abiturienten zählte und wer nicht, das war nicht zu übersehen: Hier ein He-Man, dort ein Sträfling, Rambo oder Bär, die Schulabgänger haben sich kreativ in Schale geworfen. "All unsere Abiveranstaltungen laufen unter dem Motto Hollywood, deshalb die Verkleidung", erklärten Marlena und Tobias Kramer, ebenfalls Schulabgänger. Im Dschungelcamp zeigten sich die Lehrer mutig. Entgegen der Erwartungen der Abiturienten, sträubte sich kein Lehrer als Kandidat anzutreten. Deshalb musste gelost werden. Die Lehrer der Leistungskurse wurden letztlich zu den Aufgaben verdonnert. Alle anderen wurden in den Käfig verwiesen, wo sie ein Schülerdenkmal bauen sollten. Dabei zeigten sich die Pauker allerdings von ihrer faulen Seite, saßen schon nach kurzer Zeit am Zaun und genossen das Wetter, denn der Käfig wurde im Freien aufgestellt. Per Kamera konnte das Gehege beobachtet werden. In der Sporthalle konnten die Schüler indes herzlich über ihre Lehrer lachen. Die mussten sich in einem Tanzwettbewerb, im Körbewerfen oder in der Imitation von Tieren messen. So übte sich Schulleiter Martin Lütjen als brüllender Löwe. Mit Martin Lütjen waren die Aktionen im Voraus übrigens abgesprochen. "Ich habe ein großes Herz, doch ich musste auch etwas ablehnen", sagte er noch vor dem Spektakel. Seine Grenzen machte er deutlich: "Alkohol kann ich nicht dulden. Es ist wichtig, dass das beim ersten Abistreich klar ist." Marlena Thamm zeigte sich mit Lütjen zufrieden, lediglich den Diebstahl seiner Gartenzwerge habe er nicht genehmigt.