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Im Homeschooling fehlten Schülern soziale Kontakte und Lernförderung. © Guido Kirchner/dpa

Viele Schüler haben durch Corona Lernrückstände. Deshalb hat die Landesregierung ein Aufholprogramm gestartet. Die Schulen in Twistringen ziehen eine Zwischenbilanz.

Twistringen – Corona hat bei vielen Schülern Spuren hinterlassen. Bei mindestens einem Viertel der Schüler, so schätzen Bildungspolitiker, gebe es Lernrückstände. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger sprach jüngst allein in Mathematik und den Naturwissenschaften von größeren Lernrückstanden. Deshalb hat die Landesregierung das Corona-Aufholprogramm „Startklar in die Zukunft“ für die Jahre 2021 und 2022 ins Leben gerufen. 222 Millionen Euro stünden unter anderem für die Unterstützung von Schulen bereit – für Lernförderprogramme und soziale Teilhabe. Die Kreiszeitung hat mit Twistringer Schulen eine Zwischenbilanz des Corona-Aufholprogramms gezogen.

Am Gymnasium sollen bis Jahresende möglichst alle profitieren

Nach Aussage von Jürgen Schwerter, Koordinator der Jahrgänge fünf bis sieben sowie Mitglied der Schulleitung hat das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium auf fachlicher Ebene eine Hausaufgabenbetreuung eingerichtet und Lernmaterialien finanziert. Zusätzlich habe das Gymnasium im Januar drei Tage lang für den siebten Jahrgang die „Native Speaker Days“ angeboten. Dabei gab es für die Schüler die Möglichkeit, den ganzen Schultag Englisch mit Muttersprachlern zu sprechen. „Wir haben noch andere Dinge in Planung. Wir versuchen, dass bis zum Ende des Schuljahres möglichst alle von dem Programm profitiert haben“, verrät Schwerter.


Zur Stärkung der Klassengemeinschaft ging es für die Schüler in den Kletterwald Thüle. „Das hat den Schülern gutgetan. Man hat gemerkt, dass es ihnen in der Coronazeit gefehlt hat“, sagt Schwerter. Er habe weniger Defizite bei Lernrückständen feststellen können. Vielmehr habe es Aufholbedarf die Klassengemeinschaft betreffend gegeben. Am meisten sei der Bedarf an Beratungen gestiegen, um die sich die Schulsozialarbeiterin kümmere. Immer mehr Schüler leiden auf psychologischer Ebene an Depressionen, so Schwerter. Insgesamt hätten die Schüler die getroffenen Maßnahmen positiv aufgenommen, bilanziert Schwerter zufrieden.

Haupt- und Realschule hat pädagogische Lehrkraft eingestellt

Die Haupt- und Realschule in Twistringen hat im September vergangenen Jahres das Corona-Aufholprogramm in die Wege geleitet, gibt die stellvertretende Schulleiterin und Konrektorin Miriam Bastin an. Die Schule habe eine pädagogische Lehrkraft eingestellt. Das Programm begeistere nicht nur die Schüler, sondern werde auch vom Kollegium gut aufgenommen. „Ich finde, es greift auch sehr gut“, bilanziert Bastin.

Die Haupt- und Realschule sei eine Schule, die sich Inklusion auf die Fahnen geschrieben habe. Die Pandemie habe vor allem Kinder mit Förderbedarf nach Bastins Einschätzung noch weiter zurückgeworfen. Ansonsten seien Lernrückstände in Mathe, Deutsch und Englisch feststellbar gewesen.

An den sozialen Aspekt hat die Schule auch gedacht: Von Tagesausflügen bis hin zu Veranstaltungen im Jugendhaus. „Im Rahmen unserer Möglichkeiten geben wir unser Bestes“, sagt Bastin.

Grundschule Am Markt setzt auf Teilhebeprojekte

Das Corona-Aufholprogramm beschränkt sich nicht nur auf weiterführende Schulen. An der Grundschule Am Markt mussten Anträge gestellt, Rechnungen eingeschickt und Erklärungen abgegeben werden, warum sich eine Maßnahme gut eigne. „Das ging relativ problemlos“, sagt die Schulleiterin, Marita Schröder-Geisler.

Als es dann losging, standen im sozialgemeinschaftliche Teil AG-Projekte wie die Yoga-AG oder das einwöchige Trommelprojekt zur Stärkung der Schulgemeinschaft auf der Agenda. Weiteres werde noch folgen, kündigt Schröder-Geisler an.

Im Hinblick auf die Lernförderung habe es schon vor dem Corona-Aufholprogramm Förderunterricht für ausgewählte Grundschüler gegeben: zwei Förderstunden pro Klasse in der Woche. Zusätzlich habe es die Hausaufgabenbetreuung und das Programm Bildung und Teilhabe der Volkshochschule gegeben.

Pädagogische Kraft für die GS Heiligenloh

Die Grundschule Heiligenloh möchte mit der personellen Option eine Stelle für eine pädagogische Kraft schaffen, die Kinder mit Lernrückständen individuell fördern soll. Dadurch, dass die Grundschüler während der Corona-Pandemie nicht ins Homeschooling gehen mussten, seien kaum Lernrückstände bei ihnen festzustellen, sagt Schulleiterin Elke Meyer. Dennoch hätten sich die Kontaktbeschränkungen auf die Grundschulkinder ausgewirkt, sagt Meyer. Daher begrüßten die Kinder geplante Gemeinschaftsveranstaltungen. Mitte Juni fahre die gesamte Schulgemeinschaft im Rahmen einer Projektwoche zum Thema wilde Tiere in den Zoo. Weitere Aktionen seien innerhalb der Klassen vorgesehen.