20200524 Das flüssige Gold fließt aus der Honigschleuder durch zwei Siebe in den Eimer.

Lehrer des Hildegard-von-Bingen-Gymnasiums schleudern zusammen mit Imker Honig

Twistringen - Von Lara Terrasi. „Das ist ein geiles Gefühl, sagen zu können: Das ist unser Honig“, sagt Jürgen Schulze zufrieden. Er ist Lehrer am Twistringer Hildegard-von-Bingen-Gymnasium und leitet die Bienen-AG. Neben dem Parkplatz herrscht am Vormittag ein reges Treiben. Sechs Personen stehen hinter den Bienenkästen. Sie alle tragen Arbeitskleidung und einen Imkerhut– außer Peter Wagner. Er ist seit 38 Jahren Imker, aber nicht hauptberuflich. „Heute ist Honigernte. Das machen wir zweimal im Jahr“, erklärt er. Vor fünf Jahren wurde die Bienen-AG gegründet. Seitdem ist der „Imkerpate“ dabei und begleitet die rund 15 Schülerinnen und Schüler. Im Normalfall wären die natürlich auch vor Ort, aber wegen Corona übernehmen das eben die Lehrer. Silvana Spiekermann ist neu im Team. „Ich war neugierig und wollte einfach mal zugucken“, sagt sie.

Und dann geht es auch schon ans Eingemachte. Vorsichtig nehmen sich die Lehrer im Wechsel eine Bienenwabe aus der Kiste. „Die ist aber schwer“, stellt jemand fest. „Die fertigen Waben erkennt man am Wachsüberzug. Wenn es aus den Waben heraustropft, ist der Honig noch nicht reif“, erklärt Wagner. Insgesamt fünf Bienenvölker gibt es auf dem Gelände der Schule.

„Das Schöne ist einfach, dass die Bienen das spiegeln, was man macht“, sagt Schulze. Ist man zu grob, wird man gestochen. Wagner ergänzt: „Wenn man die Ruhe selbst ist, passiert auch weniger.“ Die Schüler hätten viel Spaß an der AG. „Die Kinder machen das toll und sind total emsig dabei“, berichtet Schulze. Sarah Stöger leitet mit Schulze die AG. Sie erzählt: „Ein Schüler ist seit fünf Jahren dabei. Mittlerweile geht er in die elfte Klasse, und zuhause hat er sogar sein eigenes Bienenvolk.“

Der Honig soll – wie in der Vergangenheit auch – verkauft werden. „Der Erlös wird wieder reinvestiert in Futter, Gläser, Bienenkästen oder auch Rahmen“, listet Wagner auf. Er schätzt, dass rund 40 Pfund Honig aus den 24 Waben gewonnen werden könne.

Nachdem die Waben in große Kisten gestellt wurden, packen die „Imker“ mit ein paar Handgriffen das Equipment zusammen. „Wir gehen jetzt in die Mensa. Dort wird der Honig geschleudert“, sagt Schulze. Dort eingetrudelt kommt Wagner mit einem großen runden Gefäß, das einer Tonne ähnelt, zurück: die Honigschleuder. In der Mitte des Raumes stellt er sie auf. „Als erstes kommt der Schleuderkorb in die Schleuder.“

Derweil stattet sich Silvana Spiekermann mit einer sogenannten Entdeckelungsgabel aus. „Damit wird der Wachs von der Wabe entfernt“, erklärt Sarah Stöger, die, wie ihr Kollege Jürgen Schulze eine Imkerausbildung absolviert hat. „Trotzdem sind wir froh, dass Peter dabei ist“, sagt sie mit einem Lachen. Kurzerhand wird dann aber doch der Föhn geholt. In kurzer Zeit schmilzt das Wachs. Sechs fertige Waben nimmt sich Wagner und stellt sie in die Honigschleuder. Unter den Auslaufhahn stellt er einen Eimer mit zwei Sieben. „Erst fließt der Honig durch ein grobes, anschließend durch ein feines und zu guter Letzt durch ein Nylonsieb“, sagt der „Imkerpate“. Und nun kommt auch schon der große Moment: „Power on“. Schon dreht sich die Schleuder. „Ihr könnt sehen, dass der Honig an die Innenseite klatscht“, so Wagner. Nach kurzer Zeit wendet er die Waben einmal. Und dann das Ganze noch mal. Danach öffnet Schulze den Auslaufhahn, und siehe da: Das flüssige Gold fließt heraus. „Das ist überwiegend Rapshonig“, sagt er. Bevor der Honig in Gläser gefüllt werden könne müsse er „etwa vier Tage lang morgens und abends für ein paar Minuten gerührt werden“, sagt Wagner.