9919151_00Von Julia Soostmeyer Twistringen. Die Wetteraussichten der kommenden Tage für Twistringen sehen eher trüb aus: Wolken und Regen, Temperaturen bis maximal elf Grad Celsius am Montag. Sehr zum Nachteil der Bürgersolaranlage auf dem Dach des Twistringer Gymnasiums. Im Dezember vergangenes Jahr wurde in der Pausenhalle der Schule ein Bildschirm installiert, der verschiedene Informationen über die 2009 installierte Solaranlage anzeigt. Daher auch die Wettervorhersage. Neben dem rund 3000 Euro teuren Flachbildschirm hängt noch die alte Anzeigetafel, die lediglich Aufschluss über die aktuelle und bereits erbrachte Gesamtleistung in Kilowatt gibt. "Eigentlich war die Anzeige für das Rathaus vorgesehen", erklärt Ulrike Ehlers, Agendabeauftragte der Stadt Twistringen. Doch nach genaueren Überlegungen fiel die Entscheidung doch auf das Twistringer Gymnasium. Finanziert wurde das Projekt über Fördermittel des Bundesumweltministeriums. Zudem unterstützte der Stromanbieter Eon-Avacon die Installation und stellte auch finanzielle Mittel für Unterrichtsmaterialien zu Verfügung. Das Ziel: "Die Kinder sollten sensibilisiert werden. Was sind Kilowatt und was bedeutet die Einsparung von einem Kilowatt, sind zentrale Fragen, die mit dem Bildschirm verdeutlicht werden sollten", erläutert Hermann Karnebogen, Kommunalreferent bei der Eon-Avacon. So liefert der Bildschirm Informationen über die Solaranlage. Laufend wird angezeigt, wie hoch die stündlichen Stromerträge sind, die Erträge des vergangenen Monats, wie auch die Stromerträge der vergangenen 90 Tage oder aber die erbrachte Leistung seit Inbetriebnahme 2009. Damit nun aber die Schüler des Twistringer Gymnasiums ein Gefühl dafür bekommen, was die Zahlen bedeuten, werden Vergleichswerte mit angegeben. Die erzeugte Energie wird mit gefahrenen Kilometern eines Wagen gleichgesetzt oder mit dem Verbrauch von Öl. So hätte mit der bereits erzeugten Energie eine Strecke von knapp 100000 Kilometern zurücklegen können. "Wenn wir die Erde ein Mal umrundet haben, gibt's ein großes Fest", sagt Schulleiter Martin Lütjen lachend. Die Twistringer Gymnasiasten scheinen das Angebot zu schätzen. Viele bleiben vor dem Bildschirm stehen und sind sichtlich beeindruckt von der Energie, die auf dem Dach des Schulgebäudes produziert wird. Die aktuellen und erbrachten Leistungen der Bürgersolaranlage sind aber auch im Internet nachzulesen. Auf der Homepage der Stadt Twistringen (www.twistringen.de) kann sich jeder Interessierte einen Eindruck davon verschaffen, wie viel Energie mithilfe der Anlage produziert wird. Und es lohnt sich: Innerhalb eines Jahres, das die Solaranlage an das Stromnetz angeschlossen war, erwirtschaftete sie einen Überschuss an Energie von rund 19 Prozent - ausgegangen von dem festgelegten zu erwartenden Wert. "Der Interessen-Boom an Photovoltaik-Anlagen ebbt nicht ab", sagt Hermann Karnebogen, der um die Lukrativität solcher Anlagen weiß. "Viele Leute sind bereits auf Solaranlagen umgestiegen, und auch wenn demnächst damit zu rechnen ist, dass die Förderung solcher Projekte abnimmt, bleibt das Geschäft mit der Sonnenenergie lohnend." So stehen am Twistringer Gymnasium bereits neue Überlegungen für eine zweite Photovoltaik-Anlage an: "Das Dach der neuen Gymnastikhalle sowie ein Teil der Überdachung des Eingangsbereiches werden sich für die Installation einer Anlage eignen", erklärt Schulleiter Lütjen, der von dem Gedanken sehr angetan scheint. Zwei Schüler der elften Klasse des Gymnasiums haben es sich im Rahmen ihrer Facharbeit zur Aufgabe gemacht, die gesamte Energieerzeugung im Twistringer Raum zu ermitteln. Luftbilder sollen Aufschluss darüber geben, wo überall Anlagen installiert sind.